Meine Gedanken kreisen. Egal was ich mache – immer wieder landen meine Gedanken bei dem Thema Shanghai. Alles was ich tue oder auch nicht tue, setze ich ins Verhältnis. Würde ich das da drüben auch machen? Wären die alltäglichen Nachmittage mit den Kindern dort wie hier? Oder ganz anders? Komm ich wirklich klar mit dem Leben dort oder denke ich nur, dass das klappen kann? Habe ich sehr Heimweh oder doch mehr Fernweh? Bin ich wirklich so neugierig wie ich jetzt glaube zu sein?
Fragen über Fragen erreichen mich. Und dabei spielt es keine Rolle ob ich Frühstück mache, auf dem Klo sitze oder meiner Arbeit nachgehe. Irgendwie ist Shanghai immer dabei. Wie ein kleines Schmusekätzchen schmiegt es sich an mich und möchte hin und wieder gestreichelt werden. Beachte ich es dagegen nicht, dann wird es laut und lauter. Bis ich dann gar nicht anders kann, als es in den Arm zu nehmen.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt war ich nicht einmal dort. Ich kenne weder die Flugstrecke noch die Stadt. Ich weiß nicht wie das mit der Schmutzluft ist, wie dicht der dichte Verkehr aussieht und sich anfühlt. Ebenso habe ich keinen Schimmer wie man dort wohnt und ob die Schule wirklich so aussieht, wie im Internet dargestellt.
Das ein Flug zum Verständnis gemacht werden muss, dass steht ausser Frage. Wann und wie – dass wird sich in den nächsten Tagen klären. Und bis dahin lebe ich zwischen den Welten.
Ich überlege wie es sein könnte. Ob ich hier vor Ort neue geschäftliche Verbindungen knüpfe oder es doch eher lasse, weil wir dann eh weg sind. Ob ich mich mit Online Beratung und Coaching auseinander setze oder ich mich gerade verrenne. In eine Idee, die dann an der Umsetzung scheitert.
Einerseits wäre ich dann bestimmt traurig. Es nicht wenigsten versucht zu haben. Nicht zu wissen, was gewesen wäre wenn. Das Abenteuer nicht erlebt zu haben.
Andererseits wäre ich erleichtert, dass alles bleibt wie es ist – deutsch. Das ich mich hier weiterentwickeln und jedes Land der Welt bereisen kann. Die Kinder müssten nicht aus ihren gewohnten Umgebungen raus und unserer Familie würde ein riesen Stein vom Herzen fallen. Denn den haben sie nämlich gerade alle dabei. Die Mütter, die Väter, die Schwestern.
Das unsere Familie mit dieser Ungewissheit gerade leben muss – das macht auch mein Herz schwer. Das sie unsere Entscheidung aushalten müssen – das macht mein Herz noch schwerer. Doch kann und will ich auf ein Abenteuer verzichten, weil andere das anders sehen?
All diese Gedanken sind da. Mal mehr, mal weniger. Je nach Sonneneinstrahlung und Tagesform. Und mich beschleicht das Gefühl, dass das noch eine Weile so bleiben wird. So lange, bis alles in Sack und Tüten ist. Solange, bis wir vor Ort waren und Klarheit haben. So lange, bis eine endgültige Entscheidung getroffen wurde.
Zwischen den Welten leben. Ein Gefühl, dass sich schwer beschreiben lässt. Es bedeutet, kribbeln hier und blanke Panik da. Und doch die Gewissheit, dass alles gut wird.
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna