Ich liebe Wertschätzung und Ehrlichkeit. Besonders im Zusammenleben mit Kindern ist das ein sehr wichtiger Wert für mich.
Allerdings stellt diese Entscheidung China irgendwie alles auf dem Kopf. Sogar diesen Grundsatz. Warum?
Wir wollen es den Kindern nicht zu früh sagen, damit sie sich nicht zu lange den Kopf zerbrechen. Damit sie sich nicht zu lange verrückt machen. Damit sie ihr Hier und Jetzt geniessen und nicht Angst vor der Zukunft haben.
Anderseits: Schütze ich mich vielleicht mit dieser Unehrlichkeit? Weil ich Angst habe, dass sie es gut finden? Oder das sie es so schlecht finden, diese Idee mit China, dass ich meine Bedürfnis nach Abenteuer und Ausbrechen zurückstelle? Sagen wir es den Kinder nicht, weil ich nicht weiß, mit ihrer Trauer und Unsicherheit umzugehen?
Ich meine, ich habe keine Ahnung was auf uns zu kommt. Ich war noch nie dort. Ich kenne nur Bilder und Erfahrungsberichte und darin klingt das alles so machbar. Was aber, wenn die Kinder diese Idee boykottieren? Sie gar nicht wissen wollen, um was es geht, sondern einfach „Nein“ sagen und ich steh dann da – wie so ein begossener Pudel?
Das etwas im Busch ist, dass haben sie schon längst gespürt. Woran? Wenn die Gespräche verstummen, nur weil sie in den Raum kommen. Oder wenn die Tür zu gemacht wird, weil wir über China sprechen und sie davon nichts hören sollen. Und dann noch meine subtilen Fragen. „Ich habe letztens einen Bericht über eine Familie gesehen. Die sind nach China ausgewandert. Wie würdet ihr das finden?“ Mein Großer hat gesagt: „Na, herzlichen Glückwunsch. Mir braucht ihr mit so einer Idee nicht kommen.“ Und – Bähm – stand ich da mit meiner genialen Idee, mal so um die Ecke zu fragen.
Das Thema ist allgegenwärtig und mein Mann und ich reden täglich drüber. Da Geheimniskrämerei nicht so unseres ist und Ehrlichkeit ein hohes Gut, haben wir den Kindern gestern reinen Saft eingeschenkt. Ganz entspannt bei Kakao und Kuchen.
Aufgeregt waren wir. Und dann haben wir irgendwie die Bombe platze lassen. Nach der anfänglichen Stille und feuchten Augen, fragte unser Großer. „Wir kommen dann aber wieder her?“ Als diese Frage mit ‚JA‘ beantwortet wurde, da lächelte er und meinte :“Cool“ Unsere Süsse hat geschaut und mit der Aussicht nächstes Jahr schon in die Schule gehen zu können, dann auch gelächelt.
Der erste Schritt ist getan. Unsere Kinder wissen es, auch wenn sie das Ausmaß zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennen können. Trotzdem war ich sehr erleichtert, dass die erste Reaktion so positiv war.
Mir ist klar, dass sich das noch ändern kann. Doch für den Moment geht es mir richtig gut.
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna