
Es ist soweit. Noch einmal schlafen und unser Papa kommt nach Deutschland. Das Warten hat ein Ende.
Seit dem 01.05. ist er schon in Suzhou – ohne uns.
3 Monate Fernbeziehung liegen hinter uns.
Was in jungen Jahren irgendwie witzig ist und die Spannung hochhält, ist im Alter und mit Familie dann doch anders.
Zum einen gibt es zwei Kinder, die ohne ihren Papa den Alltag bestreiten. Ohne sich mit ihm über Schule und Kita auszutauschen in diese gehen. Keine Möglichkeit sich tröstend in seine Arme zu verkriechen, bei dem ganzen Abschiedsschmerz.
Zum anderen gibt es da mich – die Ehefrau, die ihren Alltag ohne ihren Mann bestreitet. Das ich am Anfang das Einkaufen vergessen habe und nicht wirklich gut im Kochen bin – das hatte ich berichtet. Doch diese Tätigkeiten spielen sich dann ein. Man strukturiert sich seinen eigenen Alltag. Schaut, wie es mit den Kids und vorhandenen Babysittern klappen kann.
Mein Glück war, dass die Ferien nah waren und somit die Kids mit Oma & Opa versorgt.
Was blieb, war das Gefühl, den eigenen Partner nicht greifen zu können. Sich nicht über die Sorgen auszutauschen. Über die Empfindung im ganzen Vorbereitungsprozess.
Klar haben wir täglich geskypt. Doch dies musste immer aufgrund der Zeitverschiebung geplant werden. Für mich bedeutet dies mitten am Tag, für meinen Mann kurz vor Schlafenszeit.
Dank der Technik konnten wir immer kommunizieren. Das war schön und wichtig. Was fehlte, war der Guten-Morgen-Kuss und die abendliche Umarmung.
Virginia Satir sagt:
Wir benötigen pro Tag 4 Umarmungen zum Überleben.
Wir benötigen pro Tag 8 Umarmungen zum Leben.
Wir benötigen pro Tag 12 Umarmungen zum Wachsen.
Sicherlich ist es mal ganz spannend, getrennt den Alltag zu meistern – für eins oder zwei Wochen. Drei Monate dagegen können sich am Ende wie Kaugummi ziehen.
Doch nun ist es geschafft. Unsere längste Phase des Getrennt-Sein ist morgen vorüber. Ich freu mich wie ein Teenager, ihn morgen Abend vom Flughafen abzuholen.
Vielleicht müssen wir uns in Zukunft nochmal auf Zeit trennen, vielleicht auch nicht.
Was geblieben ist, ist das Gefühl, auch das mit Bravour gemeistert zu haben. Zu wissen, dass keine 10.000 km an unserer Bindung etwas ändern können. Dankbar sein, über die Technik und somit den täglichen Austausch.
Zudem gibt diese Erfahrung positive Energie für die kommende Zeit und die Freundschaften, die in Deutschland bleiben.
Ich weiß, das es gehen kann. Ich weiß, dass es für alle neu und anders sein wird. Wenn wir uns jedoch alle einig sind und es wollen, dann können Beziehungen sogar über tausende von Kilometern nah und verbindend sein.
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna