
Dieses Wochenende wollten wir ein ganz ruhigen machen. Nachdem meine Ohrenschmerzen sich verabschiedet hatten, fingen die Kinder an zu schnupfen. Also war das Ziel, am Wochenende einfach mal daheim zu bleiben und Nichts machen. Doch, zu dem Zeitpunkt der Planung konnte ja noch keiner ahnen, wie schnell ich das Roller fahren für mich entdecke und mit wie viel Spass ich bei der Sache war.
Nun aber von Vorne.
Wie ihr unter STOLZ nachlesen könnt, habe ich in der letzten Woche meinen Mut herausgefordert und bin Roller gefahren Nicht den Kinderroller, sondern das E-Bike. Und auch nicht im Compound im Kreis, sondern draussen im Strassenverkehr.
Es war so lustig und einfach (nachdem ich die Verkehrsregeln der Chinesen glaubte verstanden zu haben, insofern die Bestehenden eingehalten werden) und überhaupt gar nicht schwer. Wie sooft mit Dingen, die wir uns erst nicht zu trauen und im Nachhinein staunen. Darüber, das wir am Anfang so ängstlich waren. Darüber, dass wir es gemacht haben. Darüber, dass wir wieder dazugelernt haben.
Die größten Geschenke des Lebens werden uns als Herausforderung überreicht.
Freitagabend, bei unserem wöchentlichen Essen-Ausprobier-Abend, legten wir fest, dass wir uns ein zweiten Roller kaufen werden. Gleich morgen, damit wir dann einen Familienausflug machen können. Schließlich haben wir doch eh nichts geplant und hätten somit Zeit (ja, genau. Nichts geplant und das mit voller Absicht)
Also ging es am Samstag zum nächstgelegenen Roller-Laden des Vertrauens. Da wir hier (noch) keine wirklichen Bindungen haben, entschieden wir uns einfach für den größten Laden. Ich konnte mich an der Optik austoben, mein Mann an den technischen Details. Ja, wie unterschiedlich doch Frauen und Männer solche Anschaffungen aussuchen. Am Ende haben wir alle Argumente, die für einen Kauf wichtig sind, auf ein Modell reduziert und Dada, das ist es geworden.
Unser neues Familienmitglied:
Wahnsinn, oder? Noch vor einem Monat war ich überzeugt, maximal als Fussgänger hier am Verkehr teilzunehmen und nun das. Ich bin überrascht und erstaunt zu gleich. Über mich, die Entwicklung in der kurzen Zeit und den mega Spass an diesem neuen Hobby. Ich hätte ja nun noch gerne eins in Rosa. So ein Mädchenfahrzeug. Sicher, wir haben jetzt zwei und ein drittes wäre reiner Luxus. Doch, vielleicht, eventuell … man darf ja mal träumen, oder?
Am Abend sind wir dann gleich zum See. Erst über die wahnsinnige Kreuzung (die jetzt irgendwie nicht mehr so wahnsinnig wirkt) und dann am See entlang. Solange bis es ein Parkplatz gab. Nicht überall ist das Parken dieser wunderschönen Geschöpfe erlaubt. Wir wurden fündig und konnten gemeinsam den Sonnenuntergang geniessen.
Aus dem Vorhaben ‚Nichtszutun‘ wurde nichts, da wir ja nun zwei Roller hatten. Am Sonntag sattelten wir auf und ab ging es. Eine Runde um den See.
Der Jinji Lake ist 17 km rund (oder sagt man da, beträgt der Umfang? Die weiblichen Leser unter euch werden mich verstehen, die männlichen müssen dann mal bei weiblichen Lesern nachfragen)
Warm war es. Trotz Fahrtwind. Die Oberarme und das Gesicht haben wir uns, trotz Helm, ganz schön verbrannt. Nicht, das wir nichts dahaben, zum Einreiben und Auftragen. Nun wissen wir eben Bescheid, wie die Sonne hier wirkt, auch wenn sie stellenweise nicht sichtbar war.
Es hat allen gefallen. Am Nachmittag haben wir dann wirklich Nichts gemacht.
Außer ich, ich habe Mittagsschlaf gehalten und die Kinder sind Rad gefahren und der Papa hat den neuen Reiskocher ausprobiert.
Ich glaube, dass mit dem Nichtstun, dass müssen wir nochmal üben.
So sehen übrigens die E-Roller der Chinesen aus. Einmal getapt und es hält immer noch. Wahrscheinlich fahren sie ihre Roller bis kein Klebeband der Welt irgendwas zusammenhalten kann.
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna
PS: In der letzten Woche besuchte ich verschiedene Einkaufsmöglichkeiten. Sehr westlich angehaucht, bis hin zu typisch chinesisch. Das kleine Video zeigt einen Ausschnitt aus der chinesischen Supermarktkette. Das ist übrigens kein Zoo, sondern die Frische-Abteilung im Supermarkt: