
Mittlerweile sind wir über 3 Monate hier. Unser Heimweh hält sich in Grenzen, obwohl wir oft an Deutschland denken. Manchmal vergleichen wir:
Wie ist der Herbst dort und wie hier? Antwort: In Deutschland definitiv bunter und farbenfroher. Dafür hier wärmer und ohne Scheiben kratzen im November.
Wie ist das Essen? Was fehlt uns? Antwort: Die deftige Hausmannskost, dass ist schon was feines. Ebenso das Brot. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber es ist so: Man (als ich) kann das vermissen. Die Asiatische Küche ist leicht, mit viel Gemüse. Das schmeckt so lecker und ganz anders als beim Chinesen ums Eck. Jeden Tag können wir essenstechnisch neue Dinge erleben und das für den schmalen Taler. Das gefällt uns sehr.
Wie ist das mit Kinderfreundschaften? Antwort: Ja, unsere Kinder vermissen ihre deutschen Freunde. Wie gut das wir genügend Bilder haben zum Schmökern. Zudem macht es die Technik uns leicht in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Hier im Compound gibt es eine Menge Kinder. Da es ein abgeriegeltes Territorium ist, können die Kinder einfach das Haus verlassen und beim Nachbarn klingeln. Oder auf der Strasse spielen. Das ist leichter als in Deutschland, weil da einfach nicht so viele Kinder gebündelt vor Ort waren. Dadurch kann es passieren, dass wir unsere Kinder wirklich erst zum Abendessen wiedersehen. Ich freu mich jedenfalls, dass es so ist.
Wie ist das Haus? Antwort: Anders!
In Deutschland hatte/haben wir eine Wohnung. Ein Ort, an dem es nach uns riecht, wenn wir heimkommen. An dem wir – ohne Licht zu machen – verletzungsfrei im Dunkeln das Bad fanden. Wo wir jedes Geräusch einordnen konnten und jedes Bild an der Wand eine Geschichte ist.
Hier haben wir ein Haus. Ein schönes – keine Frage. Und doch, ist es nicht unseres. Die Inneneinrichtung haben wir nicht ausgesucht, die war schon drin. Es erinnert mich an eine Ferienwohnung, da es eben nicht unser Stil ist.
Zudem ist die Zeit im Hinterkopf. Wir bleiben nicht für immer. Warum also irgendwas einrichten, wenn wir dann doch wieder gehen?
Nun ja, es ist soweit. So langsam nimmt der Zeitgedanke ab und das Gefühl hier anzukommen zu.
Im Dunkeln den richtigen Lichtschalter finden, ist noch immer eine Herausforderung. Ebenso sich unfallfrei bei Nacht zu bewegen. Doch es wird.
Das sicherste Zeichen, dass wir hier langsam ankommen, ist für mich, dass wir die ersten Bilder an die Wand gemacht haben und der neue Kalender für 2018 auch schon hängt.
Der nächste Ikea Besuch ist geplant. Die Liste geschrieben. Dinge, die wir wollen, damit das Haus nach uns riecht, wenn wir (heim) kommen.
Alles braucht seine Zeit. Das habe ich verstanden. Nichts überstürzen. So tun, als wäre alles schon normal oder wir hier heimisch.
So wie alles im Leben, es kommt zur richtigen Zeit. Das Gefühl, der Moment an dem man weiß, jetzt bin ich da.
Ich habe das Gefühl, wir befinden uns auf einem guten Weg dahin.
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna