
Wie ihr sicher mitbekommen habt, hatten wir Besuch. Besuch aus Deutschland. Lieblingsmenschen vor Ort. Hier in China. Die Reise wurde letztes Jahr geplant und nun ist sie schon wieder vorbei.
Gestern, als das Auto zum Flughafen vorfuhr und dann wegfuhr, war ich wirklich traurig. So traurig, dass ich nur das Notwendigste erledigte, weil meine Augen sich immer wieder füllten.
Ich habe mich gefragt, was genau mich traurig macht. Ob ich am liebsten mitgefahren wäre oder unseren Chinaaufenthalt plötzlich mit anderen Augen wahrnehme.
Es ist das Vertraute was mir hier fehlt.
Diese beiden Lieblingsmenschen kenne ich seit fast 20 Jahren. Wir sind sozusagen gemeinsam erwachsen geworden (zumindest an der einen oder anderen Stelle ;)) Wir haben uns in Lebensphasen unterstützt, die nicht immer einfach waren. Haben zusammengehalten, unabhängig wie viele Kilometer zwischen uns lagen und derzeit liegen.
Als die beiden hier waren, da brauchte ich nicht überlegen, was ich wie sage. Musste meinen Humor nicht erklären. Wusste, dass sarkastische Bemerkungen genau als solche wahrgenommen werden. Ich konnte meine Gefühle offen zeigen und aussprechen, ohne das diese bewertet wurden. Wir haben viel gelacht. Alles fühlte sich einfach leicht an. Und ich durfte einfach ICH sein.
So schön das Neue hier ist. So wunderbar ich es finde, viele neue Menschen kennenzulernen. Mit ihnen Zeit zu verbringen. In anderen Sprachen zu kommunizieren. So anstrengend kann es im Alltag auch sein.
Warum?
Weil eben alles Neu ist. Wir lernen uns alle hier kennen. In einer Ausnahmesituation. Jede/r hatte vorher schon ein Leben und ist aus bestimmten Gründen hier. Wegen dem Geld, wegen der Karriere, wegen der Besonderheit.
Meist gehen die Männer hier ihrem Job nach und die Frauen gestalten ihr Leben hier, ohne Arbeit. Da hat eben auch Jede von uns ganze andere Vorstellungen. Nicht alle Vorstellungen passen zueinander. Und weil das eben nicht schon schwierig genug ist, kommt auch noch das Zwischenmenschliche dazu.
Ich weiß, niemand redet darüber, weil es sich nicht gehört. Doch: Frauen untereinander können zickig sein. Je nach Postion der Männer kann es zu Eifersucht und Neid führen. Wer wohnt wo und wie groß ist das Haus. Wer hat ein Hausmädchen und wer fährt wie oft in Urlaub. Wer kennt wenn und wer postet die schönsten Fotos. Es ist wie bei den Spielerfrauen, die sich beim Fußballspiel der Männer gegenseitig beäugen, um nach dem Spiel mit ihrer Clique das Geschehen auszuwerten.
Zu Schulzeiten wollte ich immer in so einer Clique sein – war ich aber nicht. Ich gehörte nicht dazu, machte mein Ding. Hatte eigene Freunde. Freunde die nicht miteinander befreundet waren. Das hält bis heute an. Vielleicht ein Grund, warum ich so bin wie ich bin.
Meine Lieblingsmenschen waren nun da und ich durfte eine Woche Luft holen. Durchatmen. Mir alles unzensiert von der Seele reden. Geradeaus und nicht um die Ecke gedacht. Ich durfte mein Haus zeigen und meine neue Heimat. Das war mega schön.
Jetzt bin ich immer noch hier und unsere Freunde wieder weg. Und auch wenn ich traurig bin, so freue ich mich auf das was kommt und auf ein Wiedersehen – egal wo. Denn, mit den richtigen Menschen an meiner Seite, ist die Welt gar nicht so groß.
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna
Vielleicht ist das sogar deine Challenge. Du selbst zu sein und zu bleiben egal was um Dich rum los ist. Genau wegen diesem ganzen neuen Kram. Vielleicht bist genau Du jetzt dort um die Veränderung zu sein die es da genau jetzt braucht. Um mehr Freude und weniger Vergleiche in diesen Teil der Welt zu bringen. Was wäre wenn es so wäre? 🤗💖Wunderbar geschrieben wieder deine Zeilen. DANKE für deine Verletzlichkeit.
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Ja, vielleicht ist das meine Challenge. Die Aufgabe die gerade ansteht. Im Jetzt, damit das Morgen noch schöner wird. Danke für deine Worte :)
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