Eingesperrt

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Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Das mag sein und dem stimme ich soweit auch zu, doch es gibt Geschichten, die müssen nicht geschrieben werden. Nicht, weil ich keine Geschichten in meinem Leben haben möchte. Eher, weil sie mir ein Schreckmoment bescherten, auf den ich gerne verzichtet hätte.

So eine Geschichte ist mir gerade heute passiert.

Also von vorne.

Unser Mäuschen war die letze Woche gesundheitlich angeschlagen und durfte daheim bleiben. Was sie selber jetzt nicht so tragisch nahm. Nachdem gestern bei ihr alle prima war, durfte sie heute wieder zur Schule. Schließlich stehen die letzte Tage des ersten Schuljahres an und da sind tolle Abschlussfeiern geplant. Soweit, so gut.

Gegen Mittag bekam ich dann den Anruf, dass es unserem Mäuschen wieder schlechter geht und ich sie doch bitte abholen soll. Sofort. Jedes Elternteil kann diesen Moment nachvollziehen, wo du alles stehen lässt, dir das Nötigste schnappst und dich auf den Weg machst. Das Wichtigste hier war: mein Handy (weil damit rufe ich das Taxi und bezahle es), mein Schulausweis (weil sonst komme ich nicht in die Schule) und meine Wasserflasche (weil sonst hab ich Durst). Was ich dieses Mal nicht mitgenommen habe, was Bargeld. Hab ich sonst immer welches dabei, weil man weiß ja nie, so war es heute anders. Im Taxi dachte ich noch, was ist jetzt, wenn der Taxifahrer Bares haben will oder mein Handy ausfällt. Ich schob den Gedanken schnell wieder zur Seite, schließlich ist es bis jetzt noch nicht vorkommen. An der Schule bin ich aus dem Taxi raus, alles problemlos bezahlt. Rein in die Schule, Mäuschen geholt, wieder raus, neues Taxi gerufen. Somit saß ich innerhalb von 15 Minuten wieder im Taxi, mit dem Mäuschen auf dem Weg nach Hause. Der Taxifahrer war sehr höflich. Fragte in gebrochenem Englisch, wo wir herkommen und wie uns Suzhou gefällt. Stolz zeigte er, dass er ein deutsches Auto fuhr und erklärte lachend, dass die Klimaanlage nicht China geeignet ist, weil zu schwach. Und dann kam der Schreckmoment.

Wir fuhren auf unser Compound zu. Er hielt an und ich wollte bezahlen – via Handy. Eigentlich geht das automatisch über die Taxi-App – doch genau Das wollte er nicht. Er loggte sich aus der App aus und meinte, ich solle anders online bezahlen oder in Bar. Tja, ich hatte weder Bares noch die App, die er wollte. Er merkte das und schloss erstmal das Auto von innen ab. Da saß ich nun, in einem Taxi, dessen Klimaanlage die Hitze nicht bewältigt, mit einem aufgeregten chinesischem Taxifahrer, der plötzlich gar kein Englisch mehr sprach und einem Mäuschen, dass immer blasser wurde. Ich merkte, wie sich meine Schweißtropfen zu einem Schweißschwall am Rücken versammelten und mir unter diesen Umständen so gar keine Lösung einfallen wollte. Der Taxifahrer verband mich dann via Telefon mit einem englisch sprechenden Freund. Doch dieser forderte mich ständig auf, die Rechnung in bar zu bezahlen. Tja, genau das konnte ich nicht – weil ich nichts dabei hatte. Auch die Aussage, dass ich dann eben schnell ins Hause gehe und Geld hole, wurde abgelehnt. Wahrscheinlich vertraute er mir nicht. Irgendwie begann mein Gehirn dann doch wieder mit dem Denken und ich schrieb eine chinesische Mitarbeiterin aus unserem Compound an. Sie kam und klärte das mit ihm. Währenddessen stiegen wir aus. Als der Taxifahrer fuhr, meinte die Mitarbeiterin, dass es ein komischer Vogel gewesen ist. Der Ansicht war ich auch.

Ich glaube, dass mich nicht so sehr das aufgebrachte Verhalten erschreckt hat. Das sind die Chinesen hin und wieder. Auch das sie laut reden und wild gestikulieren. Mehr war es das abgeschlossene Auto, aus dem ich ohne sein Zutun einfach nicht rauskam. Und der Gedanke, wenn mir das vor der Schule passiert wäre, dann hätte ich niemanden gehabt, den ich um Hilfe hätte bitten können.

Vielleicht habe ich mit meinen Gedanken im Vorfeld diese Situation kreiert. Vielleicht war es nur eine Verkettung blöder Umstände. Vielleicht ist es geschehen, damit ich was zu schreiben habe. Was auch immer dazu geführt hat, dass es so kam  – eines weiß ich nun ganz sicher: Ich werde immer Bargeld dabei haben. Egal wie hektisch der Aufbruch auch sein mag. Daran werde ich in Zukunft denken.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

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