Unser 48. Wochenende in China

Fernsehturm
Dschänna schreibt 

Der gewiefte Leser wird feststellen, anhand des Bildes, dass wir dieses Wochenende gar nicht in China sind oder waren. Da liegt daran, dass wir in Deutschland sind und dort auch die kommenden Wochen verbringen werden. Deshalb müsste der Artikel eigentlich auch heissen ‚Unser 48. Wochenende in Deutschland‘. Allerdings könnte die Überschrift verwirren, besonders die neuen Leser und Leserinnen unter euch.

Natürlich könnte ich auch gar nicht schreiben und in eine Sommerpause gehen. Und dann könnte ich alle die Wochenende außerhalb von China zusammenfassen. Doch das würde der Wahrheit nicht entsprechen, denn schließlich gehört unser Deutschlandbesuch zu unserem China-Aufenthalt.

Es ist seit unserer Ausreise der erste Besuch in Deutschland. Die Aufregung war groß im Vorfeld. Ich vermute auf allen Seiten. Am Donnerstag haben wir den Nachtflug nach München genommen. Der war ok, ohne weitere Vorkommnisse. Die Kinder haben das TV Program in vollem Umfang genutzt und ich … ich war mit meinen Gedanken zwischen China und Deutschland. Vorfreude auf meine Lieben. Sorge, nicht allen lieben Menschen gerecht werden zu können, weil die Zeit einfach zu kurz ist, um überall zu sein.

Bei der Landung in München war es schon ein merkwürdiges Gefühl. Besonders, als wir uns bei der Einreise nach Deutschland NICHT bei den Ausländern anstellen mussten. Vor unserem Weiterflug wurde mir das erste Mal bewusst, dass ich doch schon chinesische Züge an mir habe. Für den Weiterflug nach Berlin wollte ich Gebäckstücke kaufen und bin ohne Geld los. Doch zahlen mit dem Handy klappt hier eben noch nicht so. Also wieder zurück und Klimpergeld geholt.

Als wir dann zur Landung in Berlin ansetzten und ich den Fernsehturm sah, da kullerte mir doch Tatsache eine Träne über meine Wangen.

Auf dem Weg zu den Großeltern sah ich Strassenschilder, die ich lesen konnte. Werbeschilder die klar erkennbar waren. Und das viele Grün – unglaublich. Die erste Nacht haben wir mit offenem Fenster und Vogelgezwitscher geschlafen. Was für ein tolles Gefühl.

Das erste Besuch in einem Supermarkt – faszinierend. Das erste Mal nach einem Jahr Auto-Abstinez wieder selber fahren – schöner als nach der bestandenen Führerscheinprüfung. Ich hatte vergessen wie schön hier alles ist. Ich hatte vergessen, welche Kleinigkeiten doch mein Leben bereichern.

Am Samstag war ich in Berlin unterwegs. Anlass war der Junggesellenabschied meiner Freundin. So richtiger Fan dieser Veranstaltung bin ich nicht. Ich selber hatte dieses Erlebnis nie. Vielleicht liegt es daran. Vielleicht liegt es auch daran, dass eine Ehe ja ein Anfang ist und keine Ende.

Nun denn, ich finde Überraschungen schön und Freude bereiten ebenso. Zwei Gründe für mich bei diesem Ereignis dabei zu sein. Die Braut in spe ahnte nichts. Das unglaubliche Gesicht beim Wiedersehen – gold wert.

Wir waren – wie bereits erwähnt – in Berlin unterwegs. Was soll ich sagen, ich sah die Stadt mit anderen Augen. Alles war so wunderschön und einmalig. Wie ein Tourist hab ich Fotos gemacht und immer gestaunt und gewundert. Besonders der Anblick des Fernsehturms hat mir doch ein wenig den Atem genommen. Und das, obwohl ich schon zu Kindheitstagen mit meinen Eltern und meiner Oma dort spazieren war. Obwohl ich auf dem Fernsehturm meinen Antrag bekommen hab und ein Frühstück dort oben im letzten Jahr, eines der letzten Höhepunkte vor unserer Ausreise war.

Doch jetzt, nach einem Jahr nicht hier sein, wirkt alles viel schöner und grüner und überhaupt … einfach toll.

Seit Sonntag sind wir nun bei meinen Eltern. Alles ist so vertraut. Gleichzeit gibt es so viel zu berichten, weil sich einige Dinge doch getan haben im letzten Jahr.

Ich lebe derzeit (noch) zwischen den Welten. Freue mich so sehr hier zu sein. Gespräche zu führen von Angesicht zu Angesicht. Zu drücken und zu herzen. Um am nächsten Morgen festzustellen das es kein Traum war, sondern die Wirklichkeit ist. Andererseits ist China im Hinterkopf. Es schwappt mit. Immer.

Anfang und Ende liegen nah beieinander.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s