Emotionaler Hochleistungssport

saw schaufenster
Dschänna resümiert 

Ich war laufen. Nach sieben Wochen das erste Mal. Was soll ich sagen  – es war sch…. anstrengend. Meine Hausstrecke war zu lang für meine Beine. Meine Lunge meinte gleich kollabieren zu wollen, dazu der Wasserverlust und die unterschätzte Hitze am Morgen um 7:45 Uhr. Doch, ich habe es gemacht, auch wenn das Ergebnis meiner Form von vor sieben Wochen noch leicht hinterherhinkt.

Als ich also so am schnaufen war und meine Gedanken von ‚Was tust du hier. Du stirbst gleich‘ zu ‚Warum lässt die Kondition eigentlich so schnell nach?‘ wanderten, kam auch ein Gedanke an den zurückliegenden Deutschlandurlaub auf. Mein Vorhaben, dort ebenfalls zu laufen, konnte ich nicht umsetzen. Nicht, weil ich keine Sachen dabei hatte – eher, weil ich an anderer Stelle meine Leistungsfähigkeit brauchte.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein emotionaler Mensch bin. Jegliche Begegnungen die mit Gefühlen verbunden sind, was ja irgendwie alle sind, kosten mich Energie. Dabei ist es zweitrangig, ob es sich um schöne oder weniger schöne Verbindungen handelt. Obwohl Zweitens mich definitiv mehr Energie kostet.

Wenn ich mich mit Menschen verabrede, dann bin ich ganz da. Präsent. Im Hier und Jetzt. Es gelingt mir immer mehr, mich nicht im Aussen via Handy oder Fernseher oder eigenen Gedanken ablenken zu lassen. Da ich mich mit Menschen verbinde, die mir guttun, bleiben die Gespräche oft nicht an der Oberfläche hängen, sondern gehen in die Tiefe. Das bedeutet, dass wir über Themen sprechen, die uns wirklich wirklich bewegen und auf dem Herzen liegen. Zudem nehme ich eine Atmosphäre war, die gefüllt ist von ehrlichem Interesse, Vertrauen und purer Zuneigung.

Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass es mal eine Zeit in meinem Leben gab, da war ich nicht so wählerisch, mit wem ich meine Zeit verbringe. Das die anschließende Müdigkeit oder Heißhungerattacke daraus eventuell resultieren konnte, den Zusammenhang sah ich damals nicht.

Mittlerweile ist es so, dass ich mich bewusst dafür entscheide meine wertvolle Lebenszeit nur noch mit Menschen zu verbringen, die mir guttun. Klar, manchmal kann ich nicht so handeln wie ich es gerne täte, weil die Umstände nicht in meiner Macht liegen. In diesen Momenten weiß ich das mittlerweile und kann dementsprechend mit diesen Begegnungen gut umgehen.

Als wir nun in Deutschland waren, da war ich umgeben von Menschen die mir am Herzen liegen. Täglich. Das war so Balsam für meine Seele – ihr könnte euch das, denke ich, vorstellen. Doch hatte all das einen bitteren Beigeschmack.

Der Beigeschmack war, dass der Abschied praktisch beim Hallo sagen an meiner Seite war und sich ins Fäustchen lachte.

Manchmal sagte ich nach 3 Stunden ‚Auf Wiedersehen‘. Manchmal nach einem halben Tag oder Tagen. Dieser Abschied stand immer an. Immer! Ich meine, ich wußte beim ‚Schön dich zu sehen‘ schon, dass der Abschied praktisch im Türrahmen stand. Da nicht in Melancholie zu verfallen, sondern den Moment zu geniessen – für mich emotionaler Höchstleistungssport.

Irgendwie war mir klar, dass es so ist. Das es immer nur ein kurzes Wiedersehen wird. Und ja, es gibt liebe Menschen unter euch, die mir gesagt haben, dass das anstrengend werden kann. Nun ja, dass habe ich verdrängt, vergessen oder so getan, als wäre es bei mir anders. War es aber nicht.

Ich habe jeden Moment genossen, mit jedem einzeln Menschen – doch danach war ich im Arsch. Ja, war ich. Wenn die Tür hinter mir zugefallen und ich mit mir alleine war, da habe ich meine Gefühle wahrgenommen und rausgelassen. Meistens endete es mit Tränen und (wenn ich nicht gerade Auto fuhr) mit phlegmatischem rumliegen auf dem Sofa. Nicht depressiv zu werden war meine Herausforderung.

Natürlich hätte ich laufen gehen können. Als Ausgleich. Leider war ich dafür zu schwach. Ehrlich. Ich war zu schwach für jegliche Aktivität. Was ich prima konnte war schlafen. Ich vermute das liegt daran, dass sich mein Körper in dieser Ruhephase regenerierte, um fit zu sein für den nächsten Tag.

Natürlich hätte ich auch niemanden treffen können. Dann wäre ich nicht so ausgelaugt gewesen. Doch wie traurig wäre es geworden.

Oder schlimmer noch, es wäre vielleicht niemand da gewesen der mich/uns hätte sehen und erleben wollen – nicht auszudenken, was das mit mir emotional gemacht hätte.

Trotz aller emotionaler Anstrengung habe ich den Sommer sehr genossen. Für unseren nächsten Deutschlandbesuch bin ich nun vorbereitet. Ich weiß um die Umstände und das mit dem Laufen, dass wird werden. Ich bin ganz zuversichtlich, dass sich mein Körper an das erinnert, was er schon mal geleistet hat.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

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