
Ich finde es prima, wenn es vorwärts geht. Wenn sich etwas bewegt. Wenn neue Dinge entstehen. Ganz konkret kann ich sagen, dass ich es prima finde, dass das U-Bahn Netz in Suzhou ausgebaut wird. Derzeit haben wir drei Linien, die mich überall hinbringen und eine vierte Linie kommt hinzu.
Wenn diese Linie fertig ist, dann kann ich innerhalb von zwei Minuten die Metro nutzen, so nah ist sie mir dann.
Was mich allerdings etwas stört an dieser Innovation ist, dass die Baustelle direkt vor unserem Compound ist. Ach was red ich, direkt vor unserem Haus. Ich kann schlecht schätzen, doch gefühlt sind es keine 200m die uns trennen. Als wir hier einzogen sind, da war bekannt, dass die Metro ausgebaut wird. Die Möglichkeit, dass da eine Baustelle entstehen wird, lag nah. Doch jetzt ist diese Möglichkeit so nah, dass jedes Mal, wenn der Bohrer in die Erde gerammt wird, mein ganzes Bett wackelt. Wirklich! Und das ist nicht lustig. Es fühlt sich an, als läge ich im Kinderwagen und meine überambitionierte Nanny möchte mich mit dem Schuckeln in den Schlaf zwingen. Schrecklich. Zumal ich das bei meinen Kindern auch gemacht habe, als sie kleiner waren. Ich vermute, sie sind nur eingeschlafen, damit das ganze Geschuckel ein Ende hat.
Wenn ich nachts wach werde, weil draussen wieder gehämmert und gebohrt wird, dann wirkt sich das nicht positiv auf meine Schlaflaune aus. Ganz ehrlich, irgendwann wache ich auf und liege direkt auf der neuen Metrolinie. Wundert euch also bitte nicht, wenn ihr dann nichts mehr lest von mir.
Lustig ist es dann auch, wenn die Bauarbeiter auf dem Bohrer oder den Containern unterwegs sind und dann über die Mauer schauen. Ich glaube, die erschrecken sich mehr über unsere Anwesenheit als wir über ihre. Wir wissen ja, dass sie da draußen sind.
Wie lange das jetzt alles noch so andauert, mit dem Krach und dem Wackeln – ich weiß es nicht. Es kann plötzlich alles sehr schnell gehen oder sich noch auf unbestimmte Zeit nach hinten schieben. Hier in China laufen die Uhren und Baustellenarbeiten etwas anders ab.
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna