Unser 90. und 91. Wochenende in China

strand
Dschänna und das Leben selbst

Ich könnte jetzt schreiben, wie beschäftigt ich die letzten Wochen war und mich deshalb nicht gemeldet habe. Ich könnte jetzt jede Kleinigkeit aufzählen, die dazu beigetragen hat, warum ich nicht am Schreibtisch saß. Könnte ich.

Stattdessen bin ich einfach ehrlich, ich hatte schlichtweg keine Lust. Warum? Weil ich mit dem Leben selbst beschäftigt war. Weil wir am 90. Wochenende auf den Philippinen waren. Weil ich dort meine 4. Null gefeiert habe. Mit wem? Mit meinem Mann und meinen Kindern und ganz viel Sonne, Strand und Meer (wahlweise auch dem Pool). Weil ich so dankbar darüber war, weil ich mir das für mich gewünscht hatte. Damals, als ich noch keine 40 war. Als ich mir überlegte, wie ich denn dieses Ereignis angehe oder ob ich es einfach ausfallen lassen.

Ich meine, 40 – die Zahl klingt schon hart erwachsen. Die damit verbunden Zweifel waren allesamt präsent. Was wollte ich je mit 40 erreicht haben? Wo wollte ich im Leben stehen? Auf welche Geschichten zurückblicken? Und wie genau feiere ich den Übertritt?

Meine 30 habe ich mit vielen lieben Freunden in dem Hotel gefeiert, in dem ich meine Lehre zur Hotelfachfrau gemacht hatte. Das war so ein schönes Fest, auch wenn meine damaligen Bedingungen so gar nicht zu meinem Bild von einer 30-jährigen Frau passten. Egal. Wir haben bis in den Morgen gelacht, gesungen und getanzt. Anschließend war ich so pleite wie noch nie in meinem Leben, da alle meine Ersparnisse dafür drauf gingen.

Diesmal war ich ja nun hier, in China. Irgendwie kam da meine Idee von vor ein paar Jahren wieder hoch. Die Idee, meinen runden Geburtstag am Strand zu feiern. Der Trick bei solchen Ideen ist, dass sie erst ganz klein und unscheinbar sind. Doch je mehr man darüber nachdenkt, desto größer und sichtbarer werden sie. Und dann braucht es nur noch eins: die Umsetzung.

Und so war es dann auch. Ich war die ganze Zeit so voller Dankbarkeit, dass ich das alles erleben durfte, dass ich einfach keine Lust hatte zum Schreiben.

Nachdem mich so viele liebe Nachrichten erreicht hatten und ich nun freudig auf mein neues Jahrzehnt schaue, durfte ich anschließend mit meinem Mann daheim kinderfreie Tage verbringen. Die Regierung hatte Anfang April festgelegt, das ab dem 1. Mai noch zwei weitere Feiertage folgen. Einfach so. Ohne monatelanges Verhandeln mit der Gewerkschaft oder dem Betriebsrat. Das bedeutete in der Umsetzung, dass die Fabriken geschlossen, doch die Schulen geöffnet waren. Somit durften sich unsere Kinder dem Lerneifer hingeben und mein Mann und ich zwei Tage durch die Gegend streifen. Wir haben die Sonne genossen, unser Suzhou, leckeres Essen und ganz viel uns.

Und nun liegen zwei wundervolle Wochen hinter uns. Ich habe alles so genossen und in mich aufgesaugt. Ich freue mich auf alles, was kommt und ich denke, so schlecht ist das mit der 40 gar nicht. Ich meine, vielleicht sollte ich jetzt erwachsen sein und auf viele Fragen eine Antwort haben. Vielleicht sollte ich auch einfach weniger Fragen haben. Vielleicht sollte ich mehr zufrieden sein, mit dem was ich habe und erlebt habe. Vielleicht sollte ich entspannter mit der Zukunft werden.

Vielleicht sollte ich auch aufhören alle ‚Vielleichts‘ aufzuzählen und einfach das Leben genießen, so wie es gerade ist. Echt, authentisch und eine Reise zwischen offline und online.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

2 Gedanken zu “Unser 90. und 91. Wochenende in China

  1. Hey Jana, herzlichen Glückwunsch nachträglich zum 40er, der mir im Oktober auch bevorsteht. Um mich rum sehe ich alle so erwachsen und vernünftig werden und ich fühle mich selbst nicht so. Trotzdem werde ich so bleiben, wie ich bin und du solltest das auch :-)

    Beste Grüße vom Xinghai Square

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