
Ich liebe Pläne. Und Listen schreiben. Und dann das abhaken danach.
Ich mag es zu wissen, was wann passiert. Dann kann ich mich darauf einstellen und gegebenenfalls umstellen. Zu Teenager Zeiten da hätte ich gerne eine Glaskugel gehabt. Zum gucken, was kommt und ob der Liebesschmerz noch lange anhält.
Doch wer dieses Leben bewusst lebt, der weiß, dass Pläne gut sind – genauso lange, bis das wirkliche Leben dazwischen kommt. In der Vergangenheit ist mir das schön öfters passiert. Im Großen wie im Kleinen und auch wenn ich mich dann immer gefragt habe, wozu das ganze – am Ende ist immer alles gut geworden. Im Nachhinein ergab einiges Sinn. Warum es so kommen musste, auch wenn ich in dem Moment – wo mein Plan vom Leben einfach so zerschossen wurde – einfach nur heulend mich im Bett verkriechen wollte.
Da also mein Leben gerne meine Pläne durchkreuzt, wäre es ja verwunderlich, wenn es das nicht auch mit unserem Chinaprojekt machen würde, oder?
Als wir vor 2 Jahren starteten, war der Plan, für 3 Jahre zu bleiben. Diese 3 Jahre sind im April 2020 um. Krass, was? Ich meine, wo ist die Zeit hin? Sind wir nicht erst gerade los? Gibt es nicht noch so viel zu entdecken? Haben wir wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft? Wie lang ist meine Liste für die kommenden 7 Monate? Allein der Gedanke daran treibt mir Tränen in die Augen. Da wir aber hier sind, um Freude zu haben, lag es natürlich ganz nah, um eine Verlängerung zu bitten. Also ich bei meinem Mann und er bei seinem Chef. Im Sommer wurde dann alles festgeschnürt und nun ist es so, dass wir bis zum September 2021 bleiben dürfen. Jippi!!! Wir freuen uns alle mega sehr darüber, auch unsere Kinder. Vielleicht nicht unbedingt unsere Lieben in Deutschland. Doch wir haben es bis hierher zusammen geschafft, dann schaffen wir alles andere, was noch kommt, auch, oder?
Ja, so ist das mit den Plänen. Am Anfang unseres Aufenthaltes hätte ich es nie für auch nur möglich gehalten, länger als 3 Jahre zu bleiben und nun werden es 4 Jahre. Schon toll, wenn das Leben einfach eine bessere Idee hat als man selber.
Im Zuge dieser Entwicklung musste eine weitere Entscheidung getroffen werden. (Wer hat das mit den Entscheidungen eigentlich eingeführt? Und warum beschleicht mich das Gefühl, dass das immer mehr werden, je älter ich werde und je bewusster und eigenverantwortlicher ich mein Leben gestalte? Finger hoch, wer war das??)
Wie einige von euch wissen, haben wir unsere Wohnung in Deutschland – noch. Denn diese wird zum Jahresende nicht mehr unsere sein. Wir haben gekündigt. Zum einen ist es der finanzielle Aspekt, zum anderen (und der ist schwerwiegender) wissen wir vom Gefühl her, dass wir an diesen Ort nicht mehr zurückgehen werden. Nicht, weil es uns nicht gefällt. Mehr, weil wir gar nicht wissen, was in 2 Jahren ist. Ich meine, vielleicht kommt etwas so tolles auf uns zu, dass wir es unmöglich absagen können. Schon gar nicht wegen einer Wohnung. Zudem fühlt es sich dort immer an, als würde ich mich Zurück in die Vergangenheit bewegen. Als wäre ich nie in China gewesen, sondern nur für einen Urlaub kurz mal weg. Wenn wir zurück nach Deutschland kommen, dann möchten wir aber, das China sichtbar ist. In uns, mit uns und in unserer Wohnung. Und genau dafür brauchen wir dann einen Neuanfang. Ein neues Heim, dass wir dann neu einrichten, als die Personen, die wir dann sind.
Ehrlich, ich liebe unsere Wohnung dort. Wir haben fast 10 Jahre da gewohnt und viele schöne Momente gehabt. Doch, wie so oft im Leben, kann man nicht an allem festhalten. Man muss loslassen, damit etwas Neues kommen kann. Man muss sich trauen einfach zu springen, selbst wenn die Pläne mal anders waren.
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna