Unser 131. Wochenende in China

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Dschänna hat Befürchtung 

Ich habe Angst. Angst um meine Familie. Und dabei spielt der Coronavirus eine untergeordnete Rolle. Ja, es gibt den Virus noch immer und seit letzter Woche auch in unserer Nachbarschaft. Doch wir sind vorbereitet. Wir haben Essen daheim, das reicht bis mindestens, wenn nicht noch länger. Mein Mann hat vorgekocht. So voll war unser Gefrierfach noch nie. Wir haben Masken und Desinfektionszeug im Haus, falls wir raus müssen. Aber das machen wir aus Sicherheitsgründen nicht. Wir bleiben lieber daheim und glücklicherweise regnet es seit ein paar Tagen, so brauchen wir nicht mal ein schlechtes Gewissen deswegen zu haben.

Allerdings liegt da auch der Hase im Pfeffer versteckt. (sagt man doch so, oder)

Wir sind alle daheim. Ich meine, ALLE! Immer! Den ganzen Tag. Von früh bis abends.

Ich komm mir zwischendrin vor, als würde ich in einer Büroetage leben, wobei ich eher so den Kaffeeposten bediene.

In einem Zimmer sitzt mein Mann und arbeitet. Das online Telefon klingt zum Glück leise, doch es läutet. Oft.

In einem anderen Raum sitzt meiner Großer. Er erledigt seine Hausaufgaben – online.

Und am Küchentisch sitzt meine Tochter – mit mir. Ich unterstütze im Rahmen meiner Möglichkeiten, was ihre und meine Geduld auf eine Probe stellt. Auf eine harte Probe.

Somit bin ich nicht nur dabei, sondern überall mittendrin. Mein Name fällt relativ häufig. Etwa um etwas zu suchen und dann zu finden. Oder um etwas zu erklären oder zu recherchieren. Oder um etwas nachzurechnen oder gegenzulesen. Hinzukommen die üblichen Dinge, wie: Wann gibt es Essen und was, um dann die daraus resultierende Diskussion wegen nicht gefallen, zu umgehen. Kannst du mir das Glas reichen und wo war nochmal mein Lieblingsshirt?

Ganz abgesehen von all diesen Aufgaben, macht sich der Hauhalt nicht von alleine. Also sauge ich zwischendrin und mach die Wäsche nebenbei. Und selbst da, ist immer jemand an meiner Seite.

Im Moment überlege ich zweimal am Tag zu duschen, nur weil ich sicher bin, dass unter der Dusche auch wirklich niemand etwas von mir will. Was nicht bedeutet, dass nicht vor der Badezimmertür jemand mit einer Frage auf mich wartet.

Wann war das nochmal und vor allem wie, als das aller aller erste Mal das Wort Mama fiel? Ich glaube mich zu erinnern, dass ich so mega stolz war auf meine Kinder. Mittlerweile verblasst diese Erinnerung. Leider.

Nun ist es also so, dass wir seit 2,5 Wochen im Hausarrest sind, noch knapp 3 Wochen vor uns haben und Homeschooling stattfindet.

Drückt uns einfach die Daumen, dass wir das alle glücklich überstehen und wir anschließend immer noch gerne beisammen sind. Wenn auch vielleicht mit kleinen Pausen voneinander. Diese schaden ja auch nicht. Eher fördern sie Vorfreude aufeinander und geben Raum zum atmen.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

2 Gedanken zu “Unser 131. Wochenende in China

  1. Oh, liebe Jana, nach dem Lesen deines Berichtes, spüre ich für dich mit einen unangenehmen Kloß im Bauch.
    Denn genau wie du es beschreibst, erlebe ich dies, wenn ich mit meinem Mann das Wochenende in Hamburg verbringe. In unserer kleinen 50qm Wohnung – die die Woche über, wenn ich alleine bin, so gemütlich ist, reicht ein regnerischer Sonntag, dass jeder von uns beiden, auch die kleinen Pausen voneinander vermisst. Und dies nur an einem Tag!!!! Und, meinen Mann konnte ich ja heute Morgen wieder pünktlich zur Arbeit schicken…. Es ist schon verrückt, dass man die, die man am liebsten hat, die, die man am liebsten auch um sich herum hat, einen einengen, wenn dies auf Dauer ist und sie ständig um einen herum sind.
    Von daher bin ich überzeugt, dass wenn wir eure Situation hätten, heftige Diskussionen anstehen würden. Vielleicht ein kleiner Trost, dass andere auch so empfinden und ähnliche Situationen erleben? Auf jeden Fall habt ihr weiterhin meine große Bewunderung, dass ihr eure Situation so gut meistert, und in deinen Berichten auch immer noch Positives und Lachendes herauszulesen ist! Trotzdem werde auch ich euch den Daumen drücken, dass ihr alles glücklich übersteht und vor allen Dingen, gesund bleibt.
    Vielleicht kannst du auch anstatt zweimal am Tag zu duschen😃, eine fest vereinbarte freie Zeit im Schlafzimmer nehmen. Wo wirklich keiner stören darf! Was besseres fällt mir auch nicht ein. 😅

    Noch kurz zu uns. Unsere Abreise am 29.2. steht natürlich in den Sternen. Bis 15. 3. fliegt unsere Fluggesellschaft definitiv nicht und das Projekt meines Mannes steht sowieso still. Bleibt uns nur, in Ruhe abzuwarten. Freiräume, um mich da ganz nach Lust und Laune zu entfalten, habe ich dabei natürlich genug. Mein momentanes Problem ist eigentlich die viele freie Zeit, die es jetzt neu zu füllen gilt. Aber im Vergleich zu euch ein klitzekleines Problem.
    Liebe Jana, wünsche dir und der ganzen Familie einen guten Wochenstart und weiterhin gutes Durchhalten🍀
    Ganz liebe Grüße Birgit

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    1. Liebe Birgit, danke für deine Worte. Ja, so gerne wir mit lieben Menschen Zeit verbringen, so gerne haben wir auch freie Zeit für uns. Verrückt. Das sich eure Ausreise nun nach hinten verschiebt und ihr euch in Geduld üben dürft, ist sicherlich ein merkwürdiges Gefühl. Schließlich lief eure Planung und die Vorfreude wuchs. Ich denke, dass sich die Lage alsbald entspannen wird und wenn ihr dann im April da seid, dann ist es um so schöner. Da beginnt nämlich der Frühling und Suzhou sieht dann einfach noch schöner aus. Sonnige Grüße, Jana

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