
Heute vor 3 Jahren waren wir am Flughafen Tegel. Mit 5 Koffern und 4 Handgepäckstücken. Freunde von uns haben dort als Überraschung auf uns gewartet und ich dachte, sie wollen in ihren Urlaub. Unsere Eltern waren auch vor Ort, hielten es aber nicht lange aus. Meine Schwester war dabei und konnte beim Abschied nehmen ihre Tränen nicht verbergen.
Ich war verwundert, dass alle so emotional waren.
Heute vor 3 Jahren sind wir nach China ausgereist. Heute vor 3 Jahren startete, nach all der Vorbereitung, unser Abenteuer China. Und ich weiß noch, wie hibbelig ich war und voller Adrenalin. Das nehme ich auch als Entschuldigung, weil ich so irritiert über das Verhalten unserer Liebsten war.
Ich weiß noch, wie wir dann nach Frankfurt flogen und meine Schwester verabschiedeten. Wie wir auf unseren Weiterflug warteten und dann in Shanghai ankamen. Völlig erschöpft waren wir dann irgendwann in Suzhou und ich konnte es so gar nicht realisieren.
Wir jetzt in China.
Wir, jetzt hier, wo mein Mann schon 3 Monate ohne uns war. Wir, jetzt hier, an dem Ort, von dem wir vorher knapp 10 Monate nur in der Theorie sprachen.
Ich weiß noch, wie mein Geist das nicht fassen konnte und es mehr wie ein paar Tage dauerte, bis auch dieser hier ankommen ist.
Vor 3 Jahren hatte ich gehofft, dass ich wenigstens 2 Jahre hier aushalte. Wenigstens 2 Jahre in diese Kultur eintauchen kann, bevor ich dann mit meinen Kindern zurück in den sicheren Hafen nach Deutschland kehre.
Heute, nach 3 Jahren, kann ich es kaum fassen, dass die Zeit nur so verfliegt und wir nun in unser 4. Jahr starten. Unfassbar ist das.
Ebenso, dass wir das Sicherheitsnetz Deutschland im letzten Jahr aufgegeben haben. Und das wir hoffen noch ein Stück länger auf der Welt unterwegs sein zu dürfen.
Was im nächsten Jahr ist, dass wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Einzig, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit unser letztes Jahr hier sein wird. Das macht mich traurig. Fühlen wir uns doch alle so wohl hier. Doch das es nicht für immer sein wird, das war von Beginn an klar und doch vergisst man es unterwegs gerne. Weil, dann hat man noch so viel Zeit, die in echt aber immer begrenzt ist. Immer. Und das wird mir hier jeden Tag bewusst. Jede Begegnung ist zeitlich begrenzt. Jeder Moment. Jede Reise. Nichts ist unendlich, auch wenn wir uns das manchmal gerne wünschen.
Und so starten wir, neben der Traurigkeit, mit Freude in unser 4. Jahr. Einiges wird anders sein, als die Jahre davor (dank Corona). Einiges wird genau so sein (trotz Corona). Wir werden alles noch bewusster wahrnehmen, noch mehr wertschätzen und noch dankbarer sein.
Und, wir steigern unsere Vorfreude – auf das neue Abenteuer, das dann auf uns wartet. Wo auch immer das sein wird.
Denn eins ist klar: Am Ende wird alles gut! Immer!
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna
Liebe Dschänna ich lese Deinen Blog von Anfang an. Dachte damals sehr mutig auszuwandern nach China mit den Kinder usw. Aber Ihr seid eine Familie und da will man ja auch zusammen sein. Was gefällt Dir den so viel mehr als in Deutschland? Das würde mich interessieren? Beim lesen habe ich das Gefühl Du möchtest nicht mehr zurück. Liebe Grüße und alles Gute Gabi
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Hallo Gabi,
wie wunderschön, das du unsere Reise von Beginn an begleitest.
Dein Gefühl stimmt. Ich/wir möchten am liebsten weiter hier bleiben oder gar eine neue Stelle antreten. Warum? Zum einen ist China unsere derzeitige Komfortzone. Ein Umzug heißt immer Veränderung (Abschied, neu Ankommen und Einleben). Zum anderen sind wir gerade so frei von Verpflichtungen und dem System in Deutschland. Das fühlt sich leicht an. Neben dem Alltag (der hier ähnlich ist, wie in D und evt. andere Schwierigkeiten/Umstände mit sich bringt) können wir hier leichter unserer Leidenschaft dem Reisen nachgehen. Andere Kulturen kennenlernen und somit unseren Tellerrand vergrößern. Das weiterhin zu tun, das würde uns allen gut gefallen.
Sonnige Grüße aus Suzhou,
Dschänna
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