Unser 239. Wochenende in China 

Wir befinden uns im Ausnahmezustand. Genau wie vor zwei Jahren. Es ist, als hätten wir eine Zeitschleife gedreht und dürfen nun schauen, ob wir etwas in den letzten zwei Jahren gelernt haben.

Damals war es der Anfang. Ist es jetzt eventuell das Zeichen des Endes?

Damals war viel Unsicherheit und Angst. Was kommt da auf uns zu? Wie lange bleibt es? Wie gehen wir damit um? Um nur einige Fragen von damals zu nennen.

Vor zwei Jahren dachte ich, der Spuk dauert höchstens sechs Wochen. Nun ja, Mathe und Statistik waren noch nie meine Stärke.

Heute sind wir also wieder da, wo alles angefangen hat. Wir haben Lockdown. Was für ein Wort. Es klingt so dramatisch, obwohl sich die Situation gar nicht danach anfühlt.

Anfang letzter Woche wurden 4 Fälle der Omikronvariante in Suzhou gefunden. Aufgefallen durch regelmäßige Testungen in einer Fabrik. Am Dienstag waren es dann schon 9. Heute sind es knapp 100. Nicht viel für eine 14 Millionenstadt. Doch die Angst ist groß, dass es sich zum Lauffeuer entwickelt, dem dann nicht mehr Herr geworden werden kann.

Deshalb ist seit einer Woche Ausnahmezustand. Homeschooling. Homeoffice. Massentest. Bisher hatten wir 4. Ich gehe davon aus, dass noch einige folgen werden. Die große Suzhou-Mall hat seit gestern geschlossen. Unser geräumiger Supermarkt seit heute.

Vor zwei Jahren war es anders. Da war Stille, weil viele Menschen daheimblieben. Allerdings waren die Supermärkte und Malls offen. Von Massentest hatten wir noch keine Ahnung. Die Empfehlung war daheimzubleiben. Viele Familien waren auf Urlaub und blieben dort. Somit war es ruhig in der Nachbarschaft.

Jetzt ist unser Compound voll. Die Kinder spielen draußen. Die Sonne scheint. Der Frühling deutet sich an. Wir dürfen unser Haus verlassen. Ebenso unsere Wohnanlage. Doch wohin? Zum See? Eher nicht, weil sich dort unser Gesundheitscode von Grün in Gelb wandeln kann. Weil dort an einer Stelle die positiven Fälle sind. Und da wir getrackt werden, kann es eben passieren, dass wir dann in einer gefährlichen Zone unterwegs sind. 

Also bleiben wir daheim. Genießen, das wir uns haben und alle gesund sind. Das wir ein Haus haben und es gemütlich ist. Das wir unsere Einkäufe online bestellen können und bis vor die Haustür geliefert bekommen. Dass das Homeschooling super organisiert ist und sich die neue Alltagsroutine schnell eingeschlichen hat. 

Und ich bin dankbar. Dafür, dass wir die letzten zwei Jahre einen Alltag hatten, in dem wir uns frei bewegen konnten. Reisen im Land möglich war und nur stellenweise eingeschränkt wurde. Das wir nun wissen, wie die Regeln sind, falls ein Fall positiv ist. Ich fühle mich sicher, trotz der Einschränkung, weil es eine Struktur gibt, an der wir uns entlanghangeln können. 

Wie lange der Istzustand andauert, das kann niemand sagen. 

Es ist die gleiche Ungewissheit wie vor zwei Jahren. Nur dieses Mal bin ich mental gewappnet. Ich weiß, dass sich jeder Zustand von jetzt auf gleich ändern kann. Ich weiß, dass ich keine Kontrolle darüber habe. Ich weiß, dass es an mir liegt, wie ich mit der Situation umgehe. Ich weiß, dass ich nichts weiß von dem Leben und das, wie es funktioniert. Ich weiß, dass das Ungewisse immer vor uns liegt. Nur das wir in solchen Momenten mit dieser knallhart konfrontiert werden. 

Am Ende wird alles gut und bis dahin genieße ich die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht, mein Kaffee in der Hand und das Kinderlachen auf der Straße.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

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