
7 Wochen Homeschooling liegen hinter uns. Davon war mein Mann 5 Wochen mit Homeoffice daheim. Wir haben in dieser Zeit einen Geburtstag gefeiert, Urlaub geplant, gebucht und storniert. Wir haben gegrillt, waren am See laufen und haben auf der Terrasse die ersten warmen Sonnenstrahlen genossen. Die Kinder haben mit Freunden vor dem Haus gezeltet, gemeinsam gebacken, eine Abschiedsfeier für eine Freundin organisiert und dann Abschied genommen. Was, egal wie oft man es macht, immer wieder eine emotionale Herausforderung ist. Wir haben uns in Situationen wiedergefunden, die Mist sind. Weil persönliche Dinge in Deutschland schief laufen und geregelt werden müssen. Wir aber in China sind, nicht hinfliegen können und mit dem Zeitunterschied es teilweise schwierig ist, jemanden ans Telefon zu bekommen. Von der weltpolitischen Lage will ich gar nicht erst anfangen. Die bekommen wir selbstverständlich hier auch mit und sind ebenso betroffen.
Neben diesen Dingen sind viele kleine Momente an Schönheit gewesen. Ich habe gemalt und schöne Gespräche gehabt. Gleichzeitig waren auch viele Gedanken in mir, die voll mit Traurigkeit sind. Weil Projekte nicht mehr stattfinden, so wie meine FrauenTalks. Weil Menschen nicht mehr in meinem Leben sind, da sich die Dinge eben unterschiedlich entwickeln und an mancher Stelle dann keine Gemeinsamkeit mehr vorhanden ist.
Zusammenfassend kann ich also sagen, es waren sehr intensive Woche. Sowohl mit Schönem wie auch mit Mist. Das Leben ist polar und gerade schlägt es in alle Richtungen aus. Veränderung ist allgegenwärtig und wer dem nicht offen gegenübersteht, wird eines Tages auf der Strecke bleiben.
Alte Muster und Gewohnheiten werden einfach gerade sehr krass geprüft. Vom Leben selbst. Und für mich ist die Lösung daraus neue Muster und Gewohnheiten zu entwickeln, um in der neuen Zeit mitzumachen.
Heute beginnen bei uns eine Woche Ferien. Freie Zeit, die wir gerne in Tibet verbracht hätten. Stattdessen gestalten wir unsere Terrasse neu. So mit Blumen. Eine neue Herausforderung für mich, da ich so gar keinen grünen Daumen besitze. Vielleicht ist das der Moment, an dem ich wachse und erwachsen werde. Ich mein, Pflanzen am Leben zu erhalten fordert sehr viel Achtsamkeit. Erst letztens habe ich einen Artikel gelesen. In diesem ging es darum, ab wann sich Menschen erwachsen fühlen. Aufgezählt wurden Ereignisse wie Schulabschluss, Job, Hochzeit, Kinder, Umzug etc. Alles Begebenheiten, die wohl zu diesem Gefühl von Erwachsen sein führen. Ich für mich kann sagen, nicht eins davon brachte mir dieses Empfinden. Eher bin ich an mancher Stelle noch immer kindlich naiv und verspielt. Fühle mich im Kreise von Gleichaltrigen eher unbedarft und unscheinbar. Doch vielleicht wird dieses Pflanzending jetzt mein Wendepunkt. Wer weiß das schon. Vielleicht spielt das aber auch alles keine Rolle und ich halt es wie Bud Spencer. Er sagte einmal: „Ich fühle mich wie 25, gefangen im Körper eines 85-Jährigen. Diese Kombination führt oft zu lustigen Situationen.“
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna