Unser 246. Wochenende in China

Heute ist Karfreitag. Woche acht im Homeschooling geht zu Ende. Wir haben kein verlängertes Osterwochenende, weil Ostern hier kein Feiertag ist. Was uns aber nicht hindert Eier zu färben, Eier zu verstecken und Eier zu suchen. Ein paar deutsche Gepflogenheiten behalten wir uns hier bei und es bringt Gemütlichkeit in den aktuellen Alltag.

Die Situation vor Ort ist aushaltbar, auch wenn die Umstände unangenehm sind. Unser Bewegungsumkreis beträgt noch immer nicht mehr als 5 km. Meistens nutzen wir diese Spannbreite nicht und bleiben in unserem Wohndorf. Sicher ist sicher. Die PCR Tests finden aktuell wieder täglich statt. Vergangenes Wochenende sind zwei neue Fälle aufgetaucht. Das war der Anlass. Die Schule hatte Montag und Dienstag kurz für Klasse 12 und 10 geöffnet. Jede Familie konnte selber bestimmen, ob ihr Kind dieses Angebot nutzt. Wir hatten uns dagegen entschieden, weil die Bedingungen uns nicht zusagten. Täglich sollte die gesamte Familie zum Testen. Der Transport wurde nicht von der Schule gestellt und Kantinenversorgung gab es ebenso nicht. Am Ende saßen dann doch alle extra in den Räumen und der Unterricht war online. Da wir keinen Mehrwert sahen, blieb unser Kind daheim und dann war der kurze Schulalltag nach zwei Tagen auch schon wieder vorbei. 

Zwischendrin gab es noch Lieferengpässe von Lebensmitteln. Das führte zu Hamsterkäufen und ich hab bislang nie so viele leere Regale gesehen. Nicht nur Toilettenpapier war dabei. Einfach alles war weg. Wir hatten zwar vorgesorgt und schon vor Wochen unseren Lagerbestand aufgestockt. Doch wenn dann solche Bilder geteilt werden, erhascht mich ein gruseliges Gefühl.

Nun sind wir also noch immer auf unbestimmte Zeit daheim. Es werden Gerüchte laut, dass dieses Schuljahr online beendet wird. Das wäre megaschade, da einige Festlichkeiten für unsere Kinder anstehen, die damit ausfallen. Selbstverständlich alles tragbar und es wird kein Trauma daraus entstehen. Doch schade ist es allemal.

Diese Reduzierung unseres alltags auf unser Heim und damit auch auf eine kleine Gruppe an Menschen ist an manchen Tagen sehr herausfordernd. Denn trotz aller mentaler Stärke, geprägt von Dankbarkeit für unser zwar einfaches, aber immer noch sehr komfortables Leben hier mischt sich ab und an doch Unsicherheit rein. Gerade was das Thema Gesundheit angeht. Schließlich gibt es noch mehr Möglichkeiten, einen Arzt aufzusuchen. Sei es bei Zahnweh (was meinen Mann ereilte und anschließend mit Hausmittelchen positiv bekämpft werden konnte). Sei es ein Hautausschlag unbekannter Natur (was wir dann via WeChat diagnostizieren ließen und entsprechende Medizin mit dem Kurier kam). Das sind alles harmlose Dinge und ich bin froh darum. Doch was ist, wenn mal was ist und wir einen richtigen Arzt brauchen? Ich versuche diese Gedanken zu ignorieren und erfreue mich an dem, was gut läuft.

Aktuell lese ich Isabel Allende. Also, ich verschlinge ihre Bücher wie geistige Nahrung. Sie ist mir eine virtuelle Freundin geworden, die mich mit ihren Erlebnissen und Erfahrungen unterstützt. Ich lerne gerade viel über Frau sein, Entbehrungen und Träume. Mir ist bewusst, dass ihre Geschichte in keinem Verhältnis zu meiner steht. Das sie Dinge gesehen und erlebt hat, die ich nur aus Erzählungen kenne. Vielleicht ist es gerade deshalb so wichtig, dass vergangene Geschichten nicht verloren gehen, damit wir erkennen, dass viele Umstände weit weniger schlimm sind als unsere in unseren Bewertungen.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

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