Unser 248. Wochenende in China 

Heute ist Sonntag. Ein Arbeitstag, da kommendes Wochenende verlängert ist und der Feiertag an anderen Wochenenden rausgearbeitet wird. So kann das verlängerte Wochenende genossen werden und es geht kein Werktag verloren.

Mein Mann sitzt also am Schreibtisch, während ich kleine typische Montagsaufgaben erledigt habe. So habe ich morgen weniger an Hausarbeit, was ja auch schöne Aussichten sind. Obwohl es ja bei mir grundlegend die Regel gibt, täglich nicht mehr als 1,5 h Haushaltsarbeit zu erledigen. Alles was drüber ist, geht auf Kosten der guten Laune. Und was nützt mir ein sauberes Haus, wenn meine Stimmung dann im Eimer ist. Gar nichts!

Vergangenes Wochenende war Ostern. Wir hatten es schön. Mit bunten Eiern und einer Suchaktion. Dazu leckeres Essen und sonniges Wetter. Großartig.

Ebenso herrlich war der Geburtstag eines Familienmitgliedes letzte Woche. Trotz der Einschränkungen und das alle daheim sind, Heimlichkeiten vorbereiten und Überraschungen kreieren – ich Liebs! Besonders, weil es uns gelungen ist und das Geburtstagskind baff war. 

Alle diese Momente zeigen mir aktuell mal wieder sehr stark, dass wir unabhängig von den Umständen immer das Beste und Schönste leben können. Zudem brauchen wir nicht viel für solche Augenblicke. Ich erfahre wieder, dass in guten Zeiten fröhlich und dankbar zu sein, ziemlich einfach ist. Doch das die Praxis in unruhigen Phasen wesentlich nützlicher ist. Das ich jeder Zeit alles neu entscheiden kann und somit mein Leben jeden Tag ändern kann, wenn mir etwas nicht mehr gefällt. Ich bin sehr privilegiert hier. Schließlich kann ich jederzeit das Land verlassen und in Deutschland oder anderswo ein neues Kapitel beginnen. 

Umso wichtig ist es gerade, sich genau mit diesen Fragen zu beschäftigen. Wir reden viel in unserer Familie darüber, um so zu verhindern, dass ein Familienmitglied stumm etwas erträgt, was nicht tragbar ist. Doch am Ende sind wir uns alle einig: Das hier ist unser Zuhause und wir bleiben. Zuhause ist für uns nämlich nicht ein spezieller Ort oder ein Land. Zuhause ist dort, wo wir beieinander sind und uns wohlfühlen. Wo wir uns sicher in der chaotischen Welt fühlen und auftanken können, wenn das Außen mal wieder so laut ist.

Mir ist bewusst, dass das merkwürdig klingt, da wir in einem Land leben, dass gerade sehr chaotisch handelt. Dass Maßnahmen laufen hat, welche Bilder und Situationen erzeugen, die nicht schön sind. Doch gleichzeitig gibt es immer die andere Seite der Medaille. Und auf dieser ist das Chaos kleiner und die darin enthaltenen Möglichkeiten besser.

Als 2020 alles begann, da haben wir uns die gleichen Fragen gestellt. Es waren andere Bilder und Aspekte, die nicht weniger hässlich wirkten, als dass was gerade ist. Auch gab es die schönen Momente, die minder aufregend, aber ebenso intensiv waren. Damals haben wir uns ebenfalls für das Bleiben entschieden und es war rückwirkend die richtige Entscheidung gewesen. Wir hatten so eine tolle Zeit. Anders als erhofft, aber keineswegs schlechter.

Vielleicht ist es nach 2,5 Jahren Pandemie in China genau das, was ich lernen darf. Das Leben geschieht mir. Es ist weniger planbar, als ich es gerne hätte und schon gar nicht kontrollierbar. Das Leben breitet sich einfach aus. Vor mir. Und die einzige Chance, die ich habe, ist, mich dem hinzugeben und das Schönste und Beste daraus zu kreieren. Ohne mich in Zukunftsträumen zu verlieren oder im Jammern darüber, das früher alles besser war.

Es ist, wie ist und es wird, was ich heute daraus mache.

Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Freude fühle ich in mir, weil ich einfach fucking keine Ahnung habe, was für großartige Dinge noch vor mir liegen. Meine Neugier auf das Leben selbst ist in den letzten 2 Jahren so krass angestiegen, dass es mir an manchen Tagen den Atem raubt.

Wie lange die Situation im Land noch so bleibt? Keine Ahnung.

Was ich aber weiß ist, dass wir morgen in Homeschooling Week 10 starten, ein Familienmitglied kommende Woche Geburtstag feiert und dazwischen ganz viel Raum für Freude und Dankbarkeit ist.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

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