
Der 2. Advent für 2022 liegt hinter uns. Wir haben Plätzchen gebacken, das Haus geschmückt und eine Menge Weihnachtsfilme geschaut. Es ist gemütlich, daheim und draußen ungemütlich. Sowohl das Wetter wie auch die Umstände. Aktuell herrscht viel Durcheinander. Doch ich glaube, dass es das Chaos braucht, damit etwas neues entstehen kann. Also bleibe ich zuversichtlich und in Vorfreude auf die Zukunft.
Diese Zeilen habe ich am Montag geschrieben. Heute ist Donnerstag und alles ist anders.
China hat gestern, am 07.12.2022 die meisten Covid Maßnahmen fallen lassen. Es gilt ab sofort nur noch Maskenpflicht in geschlossenen Räumen. Temperaturcheck am Eingang von Malls und öffentlichen Gebäuden. Für Schule und Arztbesuch wird noch ein Test verlangt. Bei Einreise aus dem Ausland gilt bislang Quarantäne und das Vorzeigen eines 48h Test. Wenn wir krank sind, dann dürfen wir daheimbleiben zum genesen. Keiner braucht dafür ins Krankenhaus gehen oder in die Quarantäne Einrichtungen. Alles andere ist hinfällig. Keine Massentests. Keine QR Codes. Es ist surreal, unwirklich und großartig zugleich. Ich bin sehr emotional und erschöpft. Eine Angespanntheit, welche die ganze Zeit anwesend war und sich in den letzten Monaten immer mehr aufgebaut hat, fällt ab. Wie groß diese war wir mit jetzt erst in vollem Umfang bewusst.
Wir hatten unsere kleine Teststation im Compound.
Täglich von 7:00 – 8:30 und am Wochenende von 8:00 – 9:30 trafen wir uns dort. Nannten unsere Passnummer, öffneten anschließend den Mund und ließen das Stäbchen seine Arbeit tun. Es war wie Zähneputzen. Irgendwann denkt man nicht mehr darüber nach, sondern macht es einfach. Ebenso das Scannen der QR Codes. Egal wo man hinwollte, irgendjemand wollte immer etwas gescannt haben. Am besten war der Code dann grün und weißte keine Sternchen oder High-Risk-Areas auf. Bevor wir verreisten, wurde jede Karte nach möglichen Fällen gecheckt. Nicht das wir versehentlich irgendwo im nirgendwo festsitzen.
Und das alles gehört plötzlich der Vergangenheit an. Wie verrückt ist das.
1050 Tage haben wir in China, im Covid und den dazugehörigen Regeln verbracht. 3 Jahre! Wobei ich sagen muss, dass die ersten 2 Jahre weniger schlimm waren. Nachdem der Virus 2020 hier ausbrach und wir 3 Monate Lockdown hatten, war es bis Januar 2022 ok. Klar gab es Einschränkungen, doch wir hatten unseren Alltag und durften sogar im Land ohne Beschränkung reisen. Richtig anstrengend wurde es ab Februar diesen Jahres. Erst der Lockdown bis April und dann der Irrsinn an Regeln. Es wurde immer enger kontrolliert und teilweise von Region zu Region sehr unterschiedlich. Am Ende war es besser, einfach daheimzubleiben, um jegliche Kontakte zu minimiere und somit nicht ungewollt in Quarantäne gehen zu müssen.
Sprichwörtlich die Luft zum atmen wurde immer dünner. Ich habe es an mir selber gemerkt. Meine Geduld und mein Verständnis für dieses Handeln war am Ende. Trotz all der schönen Dingen, die gleichzeitig da waren. Trotz alldem Lachen und der Heiterkeit. Alles ist gleichzeitig und man muss aufpassen, dass es in Balance bleibt. Weil, wenn es kippt, dann wird es ungemütlich. Zum Glück gab es stets guten Kaffee für die Seele.
Die vergangenen 1050 Tage in China waren geprägt von Unsicherheit & Zuversicht, von Irrsinn & Lachen, von Erinnerungen schaffen und über sich hinauswachsen, von Kopfschütteln & Verständnis, von Geduld & Wut, von Angespanntheit & Nachsicht!
Die vergangenen 1050 Tage sind ein Abschnitt in meinem Leben, welcher sehr lehrreich, intensiv und kräftezehrend war.
Dieses Kapitel ist nun zu Ende!
Es beginnt ein neues und ich bin in großer Vorfreude.
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna ️
Ich lebe in Changchun und lese mit großem Interesse deinen Blog. Toll beschrieben danke dafür :) LG aus Changchun
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Sonnige Grüsse aus Suzhou und wie schön das du hier bist.
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