
Ich sitze aktuell im Garten. Der Frühling kommt und geht. Gerade ist es sehr angenehm. Nicht zu heiß. Nicht zu schwül. Keine stechenden Flugtiere. Hoffentlich bleibt dieser Zustand noch etwas und schlägt nicht in kurzer Zeit in einen heißen Sommer um. Schließlich soll das Jahr nicht nur zwei Jahreszeiten haben.
Die letzten Wochen waren sehr emotional für mich. Zum einen haben wir begonnen unseren Sommerurlaub in Deutschland vorzubereiten. Vor dieser Reise habe ich echt Respekt. Wir waren vier Jahre nicht dort. In der Zeit ist einiges passiert. Menschen und Situationen haben sich verändert. Freundschaften sind leise zu Ende gegangen. Ich habe mich weiterentwickelt.
Ich freu mich auf unsere Familien. Auf Treffen mit Menschen, die ich bisher nur online kenne. Auf ein Wiedersehen mit Freunden. Auf die Ostsee und die ganzen Leckereien. Ich spüre Unsicherheit, weil ich glaube, dass das Land nicht mehr mit meiner Erfahrung von vor vier Jahren zusammenpasst. Ich möchte offen und neugierig sein. Unvoreingenommen und ohne Erwartungen. Merke aber schon beim Schreiben, dass ich das nicht bin. Vielleicht nicht in allen Bereichen, aber eventuell ist das auch zweitrangig. Der Besuch in Deutschland beinhaltet nicht nur das Wiedersehen und genießen. Es heißt ebenso für uns herauszufinden, ob Deutschland im kommenden Jahr eine Option ist. Es wird spannend und genau diese Spannung ist in mir spürbar.
Dann kam im März die Info, dass China die Grenzen zur Welt wieder öffnet. Es ist nun wieder möglich ohne Einschränkung einzureisen und Touristen Visa zu beantragen. Ich war nicht dabei als dieses Tor geöffnet wurde und doch ist es merklich spürbar. Ich war erfreut und gleichzeitig skeptisch. Nach drei Jahren diese Nachricht … es fühlte sich so surreal an. Genau wie einst als die Grenzen geschlossen wurden. Damals schauten wir uns auch ungläubig an und konnte es nicht wirklich glauben.
Ich habe auf Instagram dann die Frage bekommen, ob wir nun Besuch erhalten. Diese Nachfrage hat mich aus dem Kalten erwischt. Es war lange überhaupt nicht möglich und somit war das keine Option. Jetzt, wo es eine ist, erkenne ich dass wir keinen Besuch erwarten und das macht mich traurig. Niemand hat sich angemeldet, weil oft erst das Land gesehen wird und dann wir. Weil vielmals debattiert wird das es zu weit ist, die Anreise die Umwelt beeinflusst, die Urlaubstage schon verplant sind. Diese Argumentation gab es bereits vor Covid. Es gab damals einige, die unbedingt kommen wollten und es dann nicht umgesetzt haben. Alles Lippenbekenntnis, die unnötig sind, weil sie Hoffnung wecken, welche anschließend nicht wahr werden.
Ich finde es sehr sehr schade, dass wir niemanden unser Zuhause zeigen können. Mit niemanden unsere Hausrunde laufen oder in unserem Lieblingsrestaurant essen gehen. Doch so ist es nun mal. Für mich, ein grosses Learning was Freundschaften angeht.
Und dann war ja noch Ostern. Dieses Jahr ist das Fest spurlos an uns vorbeigegangen. Wir haben nach 1185 Tagen in China das Land verlassen. Es war intensiv und unwirklich. Bei der Landung in Kambodscha habe ich alles fotografiert, wo der Name des Landes draufstand. Ich wollte meinem System damit klarmachen, dass wir nun dort sind. Es hat dann aber doch 7 Tage gedauert, bis ich es vollends realisiert habe. Das Land ist so schön. Vielfältig, grün und herzlich. Wir hatten eine unfassbar tolle Zeit und ich habe da festgestellt, wie anstrengend doch die letzten Jahre waren. Auf was wir alles verzichtet haben. Wie stark meine mentale Kraft gefordert wurde und das die Zeit ihr Spuren hinterlassen hat. Gleichzeitig war es der perfekte Ort, um in Heilung zu kommen, neue Entscheidungen zu treffen und anzuerkennen, dass wir das als Familie megagut gemeistert haben.
Ich glaube im Übrigen, dass es vielen von uns so geht. Egal wo auf der Welt. Eine jede von uns hat ihre Geschichte damit gemacht und wurde geprägt. Das sollte uns allen bewusst sein, weil es eine Auswirkung auf unsere Zukunft hat. Und mir geht es dabei nicht um besser oder schlechter. Mir geht es um das Anerkennen, dass es eine harte Zeit war und jede anders damit umgeht.
Als ich da am Strand saß. Mit Sand an den Füssen und Sonnenbrand auf den Schultern, wurde mir noch etwas bewusst. Suzhou ist vorbei. Ja klar, im kommenden Jahr endet alles, weil wir das so wollen. Ich meine aber Suzhou ist in mir vorbei, weil alles getan wurde, was getan werden musste. Es ist alles erlebt, was es an diesem Ort zu erleben gab. Und das, was nun noch kommt, ist ein Geschenk an mich und meine Zeit hier. Gleichzeitig ist es die Vorbereitung auf das neue Kapitel. Von dem wir aktuell nur einen Hauch von Ahnung haben.
In meiner Vergangenheit hatte ich schon mal solch eine Wahrnehmung, deswegen weiß ich, dass es die Wahrheit ist. Zu spüren dass das Ende da ist, ist einerseits traurig. Anderseits gibt es mir aber die Chance, diesen Abschied zu zelebrieren. Weil; warum das immer nur mit dem Anfang machen. Ich bin dankbar für alles was war und für alles was kommt.
Und nun sitze ich also hier in meinem Garten, teile meine Gedanken mit dir. Freu mich über meine neuen Projekte und den anstehenden Wochenendtrip in China. (Wir haben uns zum Ziel gesetzt alle Provinzen einmal zu besuchen. 10 Fehlen noch!) Und bin gespannt auf die kommende Zeit.
Am Ende wird alles gut, weil ich es so entscheide und danach handle.
Suoyou de ài (Alles Liebe)
Dschänna