Unser 348. Wochenende in China 

Die Zeit, die Zeit … sie rast und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

Erst mal zum Wetter, das wird langsam gut. Der März war doch sehr kalt und verregnet. Etwas, dass ich so nicht kenne aus den letzten Jahren. Doch so langsam wird es frühlingshaft. Mit die schönste Jahreszeit hier. Es ist warm, aber noch nicht so brütend heiß wie ab Mai und ganz wichtig, die kleinen stechenden Tiere sind bisher nicht geschlüpft. Das macht das draußen sitzen sehr angenehm.

Da unser Umzug immer näher rückt, haben wir uns online auf Wohnungssuche begeben. Es war eine tolle Wohnung dabei, doch die wurde uns dann weggeschnappt, weil jemand früher einziehen konnte als wir. Anschließend fanden wir eine weitere Wohnmöglichkeit und haben zugesagt. Somit haben wir nun offiziell wieder einen Wohnsitz in Deutschland. Wie merkwürdig sich das doch anhört. Wo? Wir wohnen in der Vorstadt zu Berlin/Potsdam. Im Grünen. Ganz klassisch. Im April ist mein Mann beruflich dort und wird schon die ersten Möbel in Empfang nehmen. So langsam wird aus der Entscheidung Realität.

Statt nun zu packen für den Umzug, packen wir für Urlaub. In China gibt es je nach Karte 31 oder 34 Provinzen. Egal welche Landkarte wir nun nehmen, uns fehlen 4. Davon haben wir in der letzten Woche zwei besucht. Beide oben im Norden. Jilin und Liaoning. Wir waren im Grenzgebiet zur nordkoreanischen Grenze – in Dandong. Ein Erlebnis, das ich für immer behalten werde. Es war so skurril und absurd. Unter anderem sind wir mit dem Boot ganz nah am Ufer zu Nordkorea gefahren. Mit Fernglas hab ich dagesessen und in dieses Land geschaut, dass so anders ist. Mit dem Fahrrad waren dort Menschen unterwegs, die uns freudig gewinkt haben. Eine Grenzbeamtin (ja, eine Frau) kam aus ihrem Häuschen und hat ebenfalls die Hand gehoben. Es war ein abstruser Moment.

Ich bin in der DDR geboren und kenn die Geschichten, dass aus dem Westen es an manchen Orten möglich war, in die DDR zu schauen. Ich habe mich immer gefragt, warum Menschen das machen. Was ist der Sinn? Was erhoffen sie sich zu sehen? Nun weiß ich zumindest meine Antwort auf diese Fragen. Es ist Neugier und Interesse, gepaart mit Unverständnis für ein Land, das eben ganz anders ist als das eigene.

Als wir aus Dandong wegfuhren, erkannte ich, welch ein Glück ich doch habe. Als weiße Frau in Europa geboren zu sein. Liebende Eltern zu haben, die mir eine gute Kindheit ermöglichten. In Friedenszeiten aufgewachsen zu sein, mit viel Freiheit, was die Entscheidungen bzgl. der Gestaltung des eigenen Lebens zu tun hatte. Das alles ist reines Glück. Was ich daraus mache, meine Verantwortung. Dankbarkeit durchflutet mich. Immer und immer wieder.

Wir haben noch zwei Provinzen offen. Eine werden wir Anfang April bereisen. Eine gute Freundin aus Deutschland begleitet uns. Darüber freu ich mich so sehr. Das wir in der ganzen Zeit so wenig Besuch hatten, was zum Teil an der Pandemie lag, das schmerzt ein wenig. Warum? Weil ich gerne Familie und Freunden unser Leben hier in Suzhou gezeigt hätte. Unseren Alltag. Unser Lieblingsrestaurant. Unsere Laufrunde. All die Dinge, die das Leben für uns hier so besonders machen.

Nun steht also der April vor der Tür. 

Noch 3 Monate bis zur Ausreise. 

Unsere Listen sind lang.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

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