Unser 98./99. Wochenende in China

suzhou
Dschänna und die Sehnsucht 

Tja, wir sind gar nicht in China, sondern in Deutschland und genießen den Sommer. Wir essen Spagetti-Eis und Schnitzel. Wir gehen an den See oder ins Freibad. Wir sehen Deutschland aus Touristen-Sicht und staunen, wie schön es doch hier ist.

Weil, ganz ehrlich, das vergesse ich manchmal. Wenn ich dann an Deutschland denke, dann denke ich oft an graues Wetter, missmuffelige Mitbürger und fehlende Freundlichkeit im Dienstleistungsbereich. Und wenn ich dann daran denke, dann hab ich wenig Lust irgendwann wiederzukommen. Und ja, im Moment bin ich wirklich froh, dass wir noch etwas in China bleiben dürfen.

Doch jetzt, nach den ersten Tagen hier, kann ich auch die schönen Seiten sehen und mich an ihnen erfreuen. Es ist wie sooft, alles hat zwei Seiten.

Mich beschäftigt derzeit viel der Gedanke „Wie wird es wohl sein, wenn wir gehen?“ Das liegt wahrscheinlich daran, dass einige Freunde und Bekannte ihr Expat-Land verlassen, um woanders ein neues Abenteuer zu starten. Die meisten von ihnen gehen mit viel Herzschmerz. Meine Freundin beschreibt es als „andauernden Liebeskummer“. Und ganz ehrlich, diese Aussichten find ich nicht berauschend.

Vielleicht liegt dieser Abschiedsschmerz darin begründet, dass, wenn man geht, es dann für immer ist. Ich meine, wenn wir eines Tages gehen, dann werden wir zu großer Wahrscheinlichkeit nicht wieder zurückkehren. Maximal als Urlauber, doch das ist dann auch nochmal was anderes. Man verlässt etwas für immer! Diese Endlichkeit wird mir mit diesem Expat-Leben klar vor Augen geführt. Etwas, dass ich in Deutschland, nicht so krass wahrgenommen habe.

Der Vorteil ist natürlich, dass ich alles sehr bewusst erlebe. Dass ich jeden Tag voller Freude und Dankbarkeit auf meine Erlebnisse schaue.

Der Nachteil ist, dass ich weiß, dass alles irgendwann zu Ende ist. Für immer! Unwiderruflich!

Was mach ich jetzt mit dieser Erkenntnis und den Aussichten auf ein Abschied für immer?

Puh, atmen. Ganz tief und bewusst und dann freu ich mich einfach. Dass ich gerade da bin. Dass ich gerade hier bin und strecke mein Gesicht der Sonne entgegen.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

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