Jahresende 2022

Das Jahr endete mit einem großen Knall. Einem Knall, den ich so nicht erwartet, noch auf uns zu kommen sah. Einen Knall, der mich sprichwörtlich aus der Bahn geworfen hat.

Aber zurück zum Anfang.

Im Januar war ich voller Zuversicht, dass sich die Situation hier in China bald entspannen wird. Alles sah danach aus. Leider war ab Mitte Februar das Gegenteil der Fall. Die positiven Covidfälle führten zu einem Lockdown. Hier in Suzhou bedeutete es drei Monate Homeschooling und Homeoffice. Man konnte schon noch in die Malls und Restaurants, allerdings nur getestet. Und diese wurden täglich durchgeführt. Es war wie Zähne putzen. Man denkt irgendwann nicht mehr darüber nach. Man macht es einfach. Selbst als die Schule im Mai wieder startete, die Tests blieben. Genau wie die QR Codes zum Scannen oder das Messen der Temperatur beim Betreten eines öffentlichen Gebäudes. Diese äußeren Umstände wurden mit Laufe des Jahres anstrengend. Meine Geduld und Zuversicht sanken. Mir war immer bewusst, dass wir freiwillig hier sind. Niemand zwingt uns, hierzubleiben. Wir könnten jeder Zeit ausreisen. Doch gleichzeitig waren da eben auch die schönen Momente. Unser Urlaub in Tibet, die Kids mit ihren Freunden, ich mit meiner Malerei und mein Mann, der seinen Job echt gerne macht. Es war nicht alles schlecht in 2022, auch wenn es zum Jahresende wirklich herausfordernd wurde. Glücklicherweise habe ich Menschen an meiner Seite, die mich in dieser Zeit unterstützt und begleitet haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Besonders für diejenige, die nur online erreichbar sind. Nähe auf Distanz aufzubauen und zu erhalten, ist keine einfache Nummer. Gepaart mit verschiedenen Zeitzonen und unterschiedlichem Lebensstil. Da offen und neugierig zu bleiben und an manchen Tagen einfach nur zuzuhören, auch wenn man lieber ins Bett will – DANKE. 

Anfang Dezember fielen innerhalb von Stunden viele Maßnahmen in China. Plötzlich sind wir von einer Extremsituation in die nächste geschlittert. Mit einem Mal brauchten wir keine Tests mehr und konnten einfach so in die Geschäfte laufen. Ich weiß noch, wie ich an einem Tag Minuten vor dem Eingang bei der Einkaufspassage ums Eck stand. Ich wollte mit eigenen Augen sehen, dass wirklich alles abgebaut war. Und als ich es dann sah, war es unbegreiflich. 

Unsere Kinder hatten bis zum 23.12. Schule. Leider kam dann das, was ich den großen Knall nenne. Covid zog wie eine Walze durchs Land und machte alles platt. Es hat genau 2 zwei Wochen gedauert, bis es in Suzhou war und damit dann auch in den Schulen. Unsere Kinder gingen die letzte Schulwoche nirgends hin, den sie hatten sich angesteckt. Und kurz danach dann mein Mann und ich. Ich muss sagen, dass ich nie Angst vor dem Virus hatte, immer nur vor den Konsequenzen. Noch im Sommer wären wir in ein Krankenhaus gekommen und hätten dort Wochen bis zur Genesung verbracht. Eventuell sogar getrennt voneinander. Das war immer meine größte Angst. Nun hatten wir es also und konnten einfach daheimbleiben. Eine riesen Last ist da von mir runtergefallen. Einhergehend mit der Erkrankung fiel Weihnachten dann klein aus. Es ging einfach körperlich nicht viel und alsdann auch noch der Geschirrspüler seinen Geist aufgab, war bei mir Ende. Am ersten Feiertag lag ich heulend im Bett. Meine Psyche ist mir abgeschmiert. Es ging nix mehr. Wie gut das ich mit einer Familie gesegnet bin, die das weder belächelt noch kleinredet. Stattdessen durfte ich tagelang heulen und heilen. Mein schönstes Weihnachtsgeschenk. Das große Essen haben wir dann ein paar Tage später nachgeholt, als alle wieder fit waren und schmecken konnten. Kurz nach Silvester sind wir auf die Sonneninsel Hainan. Ein paar Tage ausspannen und nix machen. Wir haben gebadet, gegessen, gespielt und gelacht. Es war nicht aufregend, dafür wunderschön.

Bin ich jetzt fit für 2023?

Ich merke, wie meine Zuversicht zurückkommt. Wie ich langsam realisiere, dass die Bedingungen in China wieder fast so sind, als wir damals, als wir herkamen. Ich spüre, wie anstrengend die vergangenen drei Jahre waren und wundervoll gleichzeitig. Ich fühle wie ich heile. Von innen heraus. Und das mir meine inneren Wunden weniger bewusst waren.

Ich freu mich auf 2023 und die unbekannten Chancen. Ebenso, dass wir nun endlich wieder frei Reisen können und viel freier unseren Alltag gestalten können. Das ist großartig. Im Sommer wollen wir nach Deutschland. Vier Jahre sind seit unserem letzten Besuch vergangen. Ich hab großen Respekt vor der Reise. Viel ist seitdem passiert. Viel hat sich verändert. Ich bin neugierig und gespannt.

Für uns beginnt nun langsam der Abschied von China. Es wird unser letztes ganzes Jahr in Suzhou. Ich hoffe sehr, dass wir in der zweiten Jahreshälfte schon eine Idee haben, wie es in 2024 für uns weitergeht. Es muss einiges organisiert werden.

Doch bis dahin bleibt uns ja noch etwas Zeit und genau auf die freu ich mich,

Ich sage: Happy New Year und freu mich das ihr, liebe Leser und Leserinnen, uns dabei begleitet.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

2 Gedanken zu “Jahresende 2022

  1. Liebe Jana,
    früh am Morgen aufzustehen und dann mit deinem neuen Bericht den Tag zu starten macht mich gleich happy. Vielen Dank dafür!
    Liebe Grüße aus Canada ( ich hätte da auch eine Idee wo Ihr 2024 hin könntet ;-))

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