Darf ich vorstellen, Herr Chaos!

chaos herz
Dschänna schreibt 

Es geht los. Wir sind auf dem Weg zum Flughafen und bis zur letzen Minute war es spannend. Nicht, dass es jetzt nicht auch spannend ist. Aber das davor, ist dann immer noch spannender. Es ist wie ein Countdown der runterläuft und man hofft einfach, bevor er klingelt,  fertig zu sein.

Ich werde dann auch immer noch hektisch dazu. Das ist dann weder förderlich für mich, noch für meine Umwelt oder die Sache an sich. Vermutlich glaubt mein Körper, dass wir dann auch mehr schaffen – was ein Trugschluss ist.

Bevor wir also das Auto beluden, lagen ein paar ereignisreiche Tage, die emotionale Höchstleistung von mir verlangten, hinter uns.

Zum einen bin ich seit einer Woche nah am Wasser gebaut. Das kenne ich aus der Vergangenheit nur aus meinen Schwangerschaften, wenn der Babyblues einsetzte. Vielleicht ist das ein sogenannter Delegationsblues? Auf jeden Fall bringen mich Kleinigkeiten zum Weinen. Sei es, dass der Werkstattleiter kein Ersatzauto für mich hat, der Postbote das Paket in der Filiale abgegeben hat oder die Taschentücherwerbung läuft. Es ist wie verhext. Die Tränen kullern, mein Mann ist irritiert und meine Kinder schauen, als wäre ich verrückt geworden. Vielleicht bin ich es ja auch. Mein Hoffnung ist, dass das ab kommender Woche besser wird. Nicht, weil mein Mann dann weg ist, sondern, weil die erste Anspannung nachlassen darf.

Zum anderen hatte mein Mann in seiner letzten Woche mehr Aufregung als die Wochen davor. Das sind dann immer die Momente, in denen ich mich frage: Was will mir das Universum damit sagen? Vielleicht testet es einfach nochmal die getroffene Entscheidung. Dafür hätte es aber auch einfach fragen können. In welcher Form ist mir in diesem Moment echt allerlei.

Statt also zu fragen, schickte das Universum meinen Mann am Montag dann nochmal nach Berlin, zur Chinesischen Botschaft. Gut, wir waren ja vor zwei Wochen auf Urlaub dort und hätte es entspannt machen können. War dann aber vom Leben nicht so gewollt. Stattdessen kam der Anruf drei Tage vorher, mit dem Hinweis, dass sich wohl die Einreisebedingungen geändert haben. Das bedeutete, dass mein Mann seine Fingerabdrücke + ein persönliches Interview dort hinterlassen musste. Aus den angegebenen 15 Minuten wurden drei Stunden Aufenthalt in der Botschaft. Ich hoffe, mein Mann findet mal die Muse, um euch das selber zu berichten. {Hier klicken und du kannst seinen Erlebnisbericht nachlesen} Herrlich, diese Bürokratie. Am Ende seiner Odyssee fragte er doch glatt nach seinem Visum. Die Antwort war, dass bekäme er, wenn es bewilligt ist. Das sein Abflug am 01.05. ist, interessiert in diesem Gebäude niemanden.

Somit hofften wir einfach, dass alles rechtzeitig kommen wird – was dann per Expresszustellung am Samstag (also zwei Tage = 48 h vor Abflug) geschah. Zur Freude meines Mannes, darf er das alles direkt nach seiner Ankunft in China nochmal machen. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht überprüfen sie, ob auch wirklich der Mensch eingereist ist, der ausreisen wollte. Die Logik erschließt sich mir nicht wirklich, was allerdings irrelevant ist, da es getan werden muss.

Unser Zuhause sah in dieser Zeit nicht wie unser Zuhause aus. Überall lagen offene Koffer, Klamotten und Zettel rum. Mein Geburtstag war in diesem Moment ein kleiner Ruhepool zum Auftanken.

Ich mag Ordnung, sehr zum Leidwesen meiner Kinder. Wenn diese dann sichtbar über einen längeren Zeitraum gestört ist, dann spannt mich das an. Vielleicht deswegen die Tränen, weil nichts mehr an seinem Platz lag.

Neben den Abschieden auf Arbeit, kamen die privaten Nachrichten für meinen Mann dazu. An dieser Stelle ein FETTES DANKE an alle, die an meinem Mann gedacht haben und Wünsche mit auf die Reise schickten. Das ging weder spurlos an ihm, noch an mir vorbei – und das, obwohl ich ja noch in Deutschland bin und mein Mann nicht auf den Mond fliegt. Wie gut das uns Freunde zum Flughafen begleiten. So können wir uns dann gegenseitig die Tränen trockenen. Ich liebe eher das Wiedersehen, als die Abschiede. Aber das eine kann eben nur im Zusammenspiel mit dem anderen funktionieren.

Nun ist es also soweit. Mein Mann wird in den Flieger steigen und in China aussteigen.

Das Abenteuer beginnt.

Suoyou de ài  (Alles Liebe)

Dschänna

3 Gedanken zu “Darf ich vorstellen, Herr Chaos!

  1. Sehr schön beschrieben ! Ich wünsche euch für die ersten Wochen bis zum Wiedersehen im Juni viel Kraft , um den Alltag hier in Deutschland ohne Dirk zu organisieren.
    Ich finde die Idee mit dem Block ist eine gute Idee und ich werde bestimmt öfters vorbeischauen !

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